Die Automobilbranche steht möglicherweise vor einer bedeutenden Umwälzung. Die japanischen Autobauer Nissan und Honda, so berichtete die Nachrichtenagentur Nikkei, führen fortgeschrittene Gespräche über eine mögliche Fusion durch. Dieser Schritt wird unter anderem durch den taiwanesischen Elektronikhersteller Foxconn beschleunigt, welcher Interesse an einem Anteil an Nissan signalisiert hat. Laut der japanischen Zeitung Yomiuri könnte ein entsprechendes Memorandum bereits am 23. Dezember unterzeichnet werden.
Für Nissan wären die Vorteile einer Fusion offensichtlich: Der angeschlagene Konzern könnte von Hondas Kapital und der Teilung der Entwicklungskosten profitieren. Honda seinerseits würde zusätzliche Produktionskapazitäten erwerben und durch die Kostenbeteiligung Vorteile erzielen. Bereits jetzt arbeiten die beiden Unternehmen an der Entwicklung der nächsten Generation von Elektrofahrzeugen zusammen – ein Bereich, in dem Nissan mit seinem langjährigen Verkauf des Leaf und dem aktuellen Ariya-Vorgängermodell über einen Vorteil verfügt.
Die Nachricht von den Fusionsgesprächen ließ die Nissan-Aktien in die Höhe schießen. Michael Brisson, Autoökonom bei Moody’s Analytics, kommentierte: „Die angekündigten Gespräche zwischen Nissan und Honda kommen angesichts der jüngsten Turbulenzen, die auf traditionelle Autohersteller weltweit einwirken, nicht überraschend.“
Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen könnte den drittgrößten Automobilhersteller der Welt schaffen, direkt hinter den Riesen Toyota und Volkswagen und vor der südkoreanischen Hyundai-Kia-Gruppe.
Nissan hat ein schwieriges Jahr hinter sich, mit einem Rückgang der globalen Einnahmen um 5 Prozent im letzten Quartal und einem Nettoverlust von 62 Millionen US-Dollar, verglichen mit einem Gewinn im Vorjahr. Die betrieblichen Margen sanken auf unter 0,2 Prozent. Der Hersteller hat zudem seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2025 um 10 Prozent gesenkt und plant, sowohl die globale Kapazität als auch die Belegschaft erheblich zu reduzieren.
Im Gegensatz dazu zeigte Honda gemischte Ergebnisse im zweiten Geschäftsquartal: Die Umsätze übertrafen die Erwartungen, während die Gewinne hinter den Prognosen zurückblieben. Während Nissans US-Verkäufe rückläufig sind, verzeichnete Honda einen Verkaufsanstieg um 8 Prozent im dritten Quartal und einen Anstieg um 13,4 Prozent im Jahresverlauf. Dieser Erfolg wird teilweise auf die beliebten Hybridmodelle in den USA zurückgeführt. Honda plant, die Hybridverkäufe bis 2030 zu verdoppeln.
Nissan hingegen hat sich stärker in Richtung Elektrofahrzeuge verlagert und die Produktion von Hybriden eingestellt, was möglicherweise ein Fehltritt war. Trotz eines Anstiegs der Ariya-Verkäufe im Jahresvergleich musste das Unternehmen diese Modelle stark rabattieren, was die Margen belastet.