Ein halbes Jahrzehnt nach dem Ausbruch von Corona in Deutschland zeigt sich ein gemischtes Bild der Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft. Die relative Stärke, mit der Deutschland die Pandemie bewältigte, lässt sich vor allem auf die Disziplin der Bürger und deren Bereitschaft zur Impfung zurückführen. Diese positive Bilanz verdeutlicht eine bemerkenswerte gesellschaftliche Solidarität und Innovationsfreude im Umgang mit der Krise.
Allerdings führte die Corona-Politik von Bund und Ländern zu einer verstärkten gesellschaftlichen Polarisierung. Ein wachsender Anteil der Bürger hat im Zuge der pandemischen Maßnahmen das Vertrauen in die demokratischen Institutionen verloren und orientiert sich zunehmend hin zu populistischen und extremistischen Strömungen. Diese Entwicklung stellt eine ernstzunehmende Herausforderung für die politische Stabilität des Landes dar.
Demokratische Parteien haben bislang versäumt, die Pandemie aktiv aufzuarbeiten, was eine spürbare Lücke im gesellschaftlichen Diskurs hinterlässt. Diese unterlassene Aufarbeitung könnte sich bei der kommenden Bundestagswahl in Form von Vertrauensverlusten der Wähler in die etablierten Parteien manifestieren und somit die politische Landschaft weiter verunsichern. Deutschland steht vor der Aufgabe, dieses Kapitel seiner Geschichte mit offenen Diskussionen und Lösungen abzuschließen.