Die ukrainische Militärführung hat den Kommandanten des Donetsker Operationsgebiets abgesetzt, da die Verteidigung der Region unter starkem Druck der russischen Streitkräfte steht. Am Freitag bestätigte ein ukrainischer Beamter gegenüber der Financial Times die Abberufung von Oleksandr Lutsenko und seine Neubesetzung durch Brigadegeneral Oleksandr Tarnavskyi.
Unter Lutsenkos Kommando gelang es den ukrainischen Kräften nicht, die russische Offensive zu stoppen, die in einem Monat ein Gebiet eroberten, das etwa halb so groß wie London ist. Lutsenko soll jedoch eine neue Position innerhalb der Bodentruppen der Armee übernehmen.
Der ukrainische General Oleksandr Syrsky, der von einem Kommandozentrum in der Nähe von Pokrowsk aus operiert, nannte die Kämpfe äußerst hart und hob hervor, dass die russischen Truppen zahlenmäßig weit überlegen seien. Der Kriegstracker „Deep State“ berichtete über die drohende Einkesselung ukrainischer Truppen in vier Dörfern südlich von Pokrowsk.
Probleme bereiten auch die Folgen für die Wirtschaft: Der Stahlerzeuger Metinvest stoppte den Betrieb seiner einzigen Kokskohlemine, die von russischen Kräften bedroht wird. Diese Mine ist von entscheidender Bedeutung für die Stahlproduktion im Land.
Die russischen Truppen machen schnelle Fortschritte, insbesondere in Richtung Pokrowsk, Kurachowe und Welyka Nowosilka, was die strategische Lage für die Ukraine schwieriger macht. Analysten verweisen auf die personelle Unterlegenheit der ukrainischen Armee und die Herausforderungen der Mobilisierung, die durch das hohe Durchschnittsalter und den physischen Zustand vieler Soldaten bestimmt werden.
Die USA haben die Senkung des Rekrutierungsalters vorgeschlagen, um die personellen Engpässe zu überbrücken. Präsident Selenskyj hat jedoch entschieden reagiert und sieht die Verzögerungen bei westlichen Waffenlieferungen als Grund für die Verluste an.