Ein bedeutsamer Führungswechsel erschüttert aktuell die globale Klimagerechtigkeitslandschaft: Luiz Amaral, Geschäftsführer der Science Based Targets initiative (SBTi), tritt Ende dieses Monats aus 'persönlichen Gründen' zurück. Amaral reagierte damit auch auf interne Forderungen nach seinem Rücktritt aufgrund der Haltung der Organisation zu Kohlenstoffkompensationen.
Die Entscheidung, Unternehmen die Verwendung von Kohlenstoffkompensationen im großen Stil zu ermöglichen, stieß auf Kritik bei zahlreichen Mitarbeitern. Amaral betonte jedoch, dass seine Entscheidung aus rein persönlichen Erfordernissen resultiere und keine weiteren Details dazu bekannt seien. So erklärte er: 'Diese Angelegenheiten erfordern derzeit meine volle Aufmerksamkeit, weshalb ich mich entschieden habe, zurückzutreten.'
Mit Susan Jenny Ehr, der bisherigen Justiziarin, wird eine interimistische Nachfolgerin in die Rolle der Geschäftsführung berufen. Amaral, der im Februar 2022 als erster Geschäftsführer von SBTi eingesetzt wurde, betonte das Bedürfnis nach einer neuen Führungsdynamik. Er bleibt jedoch überzeugt von der Bedeutung und dem großen Potenzial der Organisation.
Unter seiner Leitung wandelte sich die SBTi von einem informellen Zusammenschluss hin zu einer professionell strukturierten Organisation. Die Anzahl der Unternehmen mit validierten Klimazielen stieg während seiner Amtszeit auf über 5.500, was einem Fünffachen entspricht.
Die kontroverse Entscheidung der SBTi, Unternehmen zu erlauben, Kohlenstoffkompensationen zu nutzen, basierte auf einer sechsmonatigen Überprüfung. Obwohl gemäß wissenschaftlich fundierten Standards vorgeschlagen, sorgte die Entscheidung für Bedenken, dass Großemittenten wie Unternehmen aus der fossilen Energiebranche verstärkt auf Kompensationen setzen könnten anstatt ihre eigenen Emissionen zu reduzieren. Trotz des Unmuts zeigte Amaral Verständnis, hielt jedoch an der Entscheidung des Vorstands fest.
Mit Unterstützung von prominenten Förderern wie dem Bezos Earth Fund, der Ikea Foundation und der Laudes Foundation, setzte sich die SBTi zum Ziel, valide, wissenschaftlich fundierte Klimaziele zu überwachen und zu zertifizieren. Doch auch hier spaltete die Frage nach Kohlenstoffkompensationen die Gemüter: 80 zivilgesellschaftliche Organisationen forderten jüngst eine rigorose Exklusion von Kompensationen, während andere, darunter We Mean Business Coalition, die Entscheidung unterstützten.
Zuletzt verkündete die SBTi, dass die Zahl der Unternehmen mit wissenschaftlich fundierten Zielen im Jahr 2023 um 102 Prozent gestiegen sei. Unternehmen, die 39 Prozent des globalen Marktwerts ausmachen, haben entweder validierte Ziele oder entsprechende Verpflichtungen.
Francesco Starace, Vorsitzender der SBTi, betonte, dass die 'entscheidende Arbeit der SBTi' auch nach dem Ausscheiden von Amaral fortgeführt werde.