Frühzeitiger Ruhestand? NHS-Personal besorgt aufgrund möglicher Rentenbesteuerung

Seniorenmitarbeiter des britischen National Health Service (NHS) denken vermehrt über einen vorzeitigen Ruhestand nach. Anlass sind Bedenken hinsichtlich einer möglicherweise bevorstehenden Steuererhöhung auf Pensionszahlungen durch die Labour-Regierung, speziell auf die steuerfreien Einmalzahlungen aus Rentenkassen. Aktuell dürfen Rentner in Großbritannien bis zu 25 Prozent ihrer Pensionssumme steuerfrei beziehen, maximal jedoch £268.275. Doch Finanzministerin Rachel Reeves wird gedrängt, dieses Limit auf £100.000 zu reduzieren. Diese Aussicht hat viele leitende Ärzte und Berater dazu veranlasst, über eine vorgezogene Pensionierung nachzudenken. Graham Crossley, Gründer des NHS-Rentenberatungsdienstes Medifintech, berichtet von 'mehreren hundert' Anfragen besorgter hochverdienender NHS-Mitarbeiter seit dem Amtsantritt der neuen Regierung. Vor allem ältere, gut verdienende NHS-Mitarbeiter wie Berater und leitende Manager, die dringend benötigt werden, um die Wartelisten des NHS zu bewältigen, sind betroffen. Das Institut für Fiskalstudien (IFS) schlägt eine Reduzierung des steuerfreien Einmalbetrags vor, was erhebliche zusätzliche Steuerbelastungen bedeuten könnte. Ein vorzeitiger Ruhestand könnte für NHS-Mitarbeiter jedoch nachteilig sein, da dies ihre endgültigen Rentenberechnungen beeinträchtigen würde, insbesondere da jüngste Gehaltserhöhungen noch nicht berücksichtigt sind. Jüngere NHS-Mitarbeiter haben die Möglichkeit, einen Teil ihrer Rente im Austausch gegen niedrigere monatliche Rentenzahlungen zu beziehen oder eine Teilpensionierung vorzunehmen und gleichzeitig weiterzuarbeiten. Greg Hendricks von Wesleyan Financial Services bestätigt einen Anstieg von Anfragen in Bezug auf die Rentenregelungen, insbesondere hinsichtlich der Einmalzahlungen. Der Kanzler hat bereits angedeutet, dass in ihrem ersten Budget am 30. Oktober Steuererhöhungen bevorstehen, wobei Pensionäre vermutlich stärker betroffen sein werden. Die steuerfreie Einmalzahlung gilt als eine der großzügigsten Steuervergünstigungen für Rentner und bildet oft das Rückgrat der Altersvorsorge. Die £268.275-Grenze wurde zwischen 2020 und 2021 eingefroren, was bedeutet, dass ihr realer Wert durch die Inflation kontinuierlich sinkt. Jeremy Hunt, der ehemalige Kanzler, hatte im vergangenen Jahr die Lebenszeitgrenze (LTA) von £1.073 Millionen abgeschafft, um erfahrene NHS-Mitarbeiter zum Verbleib im Gesundheitssystem zu bewegen. Labour hatte sich zuvor verpflichtet, die LTA wieder einzuführen, was zu einer Welle von Rücktritten führte. Diese Verpflichtung wurde jedoch nicht im Wahlmanifesto aufgenommen. Ian Cook von Quilter berichtet ebenfalls von NHS-Klienten, die aufgrund der Unsicherheit über Pensionsregelungen frühzeitig in den Ruhestand gehen wollen. Eines seiner Beispiele ist eine NHS-Beraterin, die ihre Rentenentscheidung von den anstehenden Budgetänderungen abhängig macht. Die Regierung wurde um eine Stellungnahme gebeten.