Im Leben stehen wir oft vor essenziellen Entscheidungen: die Wahl der Schule, des Berufs, des Lebenspartners oder des Wohnortes. Eine dieser richtungsweisenden Entscheidungen tritt im Rentenalter in den Vordergrund: Wann sollte man beginnen, Sozialversicherungsleistungen zu beziehen? Für viele Amerikaner lautet die Antwort: mit 62 Jahren – dem frühestmöglichen Zeitpunkt.
Der Schroders 2024 U.S. Retirement Survey zeigt, dass 12% der Befragten planten, vor ihrem gesetzlichen Rentenalter (FRA) Leistungen zu beanspruchen, weil ihnen dazu geraten wurde. Entscheidungen nur auf Basis allgemeiner Ratschläge zu treffen, ohne den individuellen finanziellen Einfluss zu berücksichtigen, ist jedoch keine gute Grundlage.
Ein Großteil der Befragten (38%) befürchtete, dass die Sozialversicherungsmittel erschöpft sein könnten, weshalb sie möglichst früh Leistungen beantragen möchten. Zwar wird prognostiziert, dass die Gelder bis 2035 aufgebraucht sein könnten, dennoch wäre das System in der Lage, 83% der Leistungen aus fortlaufenden Lohnsteuer-Einnahmen zu zahlen. Zudem ist es wahrscheinlich, dass der Kongress Reformen durchführen wird, um das System zu stärken, da dies politisch sehr populär ist.
Ein sinnvollerer Grund, mit 62 Jahren Sozialversicherungsleistungen zu beziehen, könnte eine schlechte Gesundheit sein, die die Lebenserwartung verkürzt. In diesem Fall könnte es sinnvoll sein, frühzeitig Leistungen zu beanspruchen, bevor die Summe der späteren Zahlungen die früheren überschreitet. Auch finanzielle Schwierigkeiten können ein Grund sein. Beispielsweise, wenn man mit 62 Jahren den Job verliert und keinen neuen findet, können Sozialversicherungsleistungen den finanziellen Engpass lindern. 39% der Befragten des Schroders Surveys gaben an, aus finanziellen Gründen frühzeitig Leistungen beanspruchen zu wollen.
Die genannten Gründe haben jedoch oft negative Konnotationen: schlecht informierte Ratschläge, Pessimismus gegenüber dem System, gesundheitliche Probleme oder finanzielle Schwierigkeiten. Gibt es auch positive Gründe? Ja. Die Hauptmotivation kann sein, sich den Ruhestandswünschen zu widmen, etwa Reisen. Wer frühzeitig Leistungen bezieht, kann seine Reiseträume im Ruhestand verwirklichen.
Eventuell ist auch einfach der Wunsch, den ungeliebten Job zu verlassen, ein Grund. Der Bezug von Sozialversicherungsleistungen mit 62 kann es ermöglichen, Hobbys zu genießen und den Job hinter sich zu lassen. Dabei sollten jedoch die Kompromisse bedacht werden. Der Schroders Survey zeigte, dass 26% der Befragten nicht wussten, dass frühzeitiges Beantragen die monatlichen Leistungen um 30% reduziert. Auch der Verlust der Krankenversicherung des Arbeitgebers und die Notwendigkeit, eine möglicherweise teure individuelle Krankenversicherung bis zum Medicare-Einstiegsalter von 65 Jahren zu bezahlen, müssen bedacht werden.
Wie bei den meisten wichtigen Lebensentscheidungen gibt es keine universell richtige Antwort für den Zeitpunkt des Bezugs von Sozialversicherungsleistungen. Nach sorgfältiger Abwägung aller Vor- und Nachteile könnte der Bezug mit 62 jedoch die richtige Wahl sein.