Fresenius drückt beim Konzernumbau aufs Tempo. Eigentlich wollte sich der Gesundheitskonzern bis 2026 schrittweise aus dem defizitären Projektgeschäft seiner Tochter Vamed zurückziehen. Nun geht es schneller: Bereits Mitte dieses Jahres soll der Verkauf an die Hamburger Worldwide Hospital Group (WWH) abgeschlossen sein.
Mit diesem Schritt setzt Fresenius-CEO Michael Sen seinen Sparkurs konsequent fort und fokussiert sich auf die beiden Kernbereiche: Medikamente (Kabi) und Krankenhausbetrieb (Helios).
Schneller Ausstieg – ein Befreiungsschlag?
Lange galt Vamed als Problemkind im Fresenius-Konzern. Die Sparte, die ursprünglich für Krankenhausprojekte weltweit zuständig war, belastete die Bilanz des Unternehmens zunehmend.
Bereits im Mai 2024 hatte Fresenius angekündigt, sich weitgehend aus dem Projektgeschäft zurückzuziehen – allerdings in einem mehrjährigen Prozess. Nun kommt der Exit deutlich früher als geplant.
Mit dem Verkauf an WWH beendet Fresenius das Kapitel schneller als erwartet. „Mit diesem Schritt setzen wir unseren strategischen Fokus konsequent um“, teilte der DAX-Konzern am Montag mit. Angaben zum Verkaufspreis machte das Unternehmen allerdings nicht.
Was passiert mit Vamed?
Nicht das gesamte Unternehmen wird abgegeben. Das Krankenhausdienstleistungsgeschäft, das rund 30 Prozent des bisherigen Vamed-Umsatzes ausmacht, wird in den Fresenius-Konzern integriert. Das Geschäft mit Klinikinfrastruktur und -management bleibt damit in der Gruppe.
Das österreichische Kerngeschäft von Vamed geht dagegen an ein Konsortium aus den Bauunternehmen Porr und Strabag. Damit trennt sich Fresenius von einer weiteren Belastung.
Neuausrichtung auf profitablere Bereiche
Der Konzernumbau unter Michael Sen läuft bereits seit Monaten auf Hochtouren. Seine Strategie ist klar: Fokus auf margenstarke Segmente. Dazu gehören vor allem die Medikamentensparte Fresenius Kabi, die Infusionslösungen, Biosimilars und Ernährungsprodukte herstellt, sowie die Krankenhausgruppe Helios, die eines der größten privaten Kliniknetzwerke in Europa betreibt.
Das Projektgeschäft der Vamed war dagegen zunehmend unprofitabel. Steigende Kosten, wirtschaftliche Unsicherheiten und Probleme in der Bau- und Gesundheitsbranche haben das Modell unter Druck gesetzt. Der Verkauf an WWH dürfte Fresenius daher finanziell entlasten und den Schuldenabbau weiter vorantreiben.
Ein Befreiungsschlag mit Risiken?
Der schnellere Rückzug aus dem Projektgeschäft dürfte Fresenius zunächst Stabilität bringen. Doch es bleiben Risiken:
- Kein Verkaufspreis bekannt: Dass keine Details zum Preis genannt wurden, könnte darauf hindeuten, dass der Verkauf unter wirtschaftlichem Druck erfolgte.
- Verbleibende Risiken bei Vamed: Die Eingliederung des Krankenhausdienstleistungsgeschäfts in Fresenius könnte mittelfristig ebenfalls Herausforderungen mit sich bringen.
- Neue Strategie muss greifen: Die Fokussierung auf Kabi und Helios muss nun zeigen, dass sie nachhaltig profitabler ist als die frühere Diversifikation.
Fresenius räumt auf – und das schneller als gedacht. Der Verkauf von Vamed-Projekten könnte dem Konzern finanziellen Spielraum verschaffen, aber auch neue Herausforderungen mit sich bringen.