Fast ein Jahrzehnt nach der verheerenden Katastrophe von Bento Rodrigues, bei der eine Schlammlawine den Ort nahezu vollständig zerstörte, sorgt ein Urteil aus Brasilien für erhebliche Kontroversen. Ein Bundesgericht sprach die Bergbauunternehmen, die für das Unglück verantwortlich gemacht worden waren, aufgrund mangelnder Beweise für die strafrechtliche Verantwortung der einzelnen Angeklagten frei. Dieses Urteil stößt jedoch auf Widerstand, denn die Bundesstaatsanwaltschaft hat bereits angekündigt, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Die Katastrophe ereignete sich am 5. November 2015 im Bundesstaat Minas Gerais, als ein Rückhaltebecken eines Eisenerzbergwerks brach und eine giftige Schlammlawine freisetzte, die 19 Menschen das Leben kostete und riesige Mengen giftiger Abwässer in den Rio Doce spülte. Der Betreiber der Mine, Samarco, ein Joint Venture der brasilianischen Vale und der britisch-australischen BHP, stand im Zentrum der juristischen Aufarbeitung dieser Umweltkatastrophe. In den drei Jahren nach dem Unglück strengte die brasilianische Staatsanwaltschaft Anklagen wegen fahrlässiger Tötung gegen zahlreiche Führungskräfte von Samarco an. Doch nun wurden alle Unternehmen und sieben Einzelpersonen, darunter auch der damalige Samarco-Präsident Ricardo Vescovi, freigesprochen. Dennoch bleiben juristische Fragen und Verfahren rund um die 'Tragödie von Mariana' bestehen, auch wenn kürzlich eine Einigung über Entschädigungszahlungen in Höhe von 132 Milliarden Reais zwischen Regierung und Bergbaukonzernen erzielt wurde. Diese Entscheidung wirft ein neues Licht auf die Rechtslage in Brasilien und die Verantwortung großer Unternehmen für Umweltkatastrophen. Während die Unternehmen den Freispruch als Sieg werten können, bleibt die Frage nach Gerechtigkeit und Verantwortung für die betroffenen Gemeinschaften und die Umwelt bestehen.