31. März, 2025

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Freikarte für den Quoten-König: RTL schnappt sich Basketball-EM

Die RTL Group überträgt alle Deutschland-Spiele der Basketball-Europameisterschaft kostenlos – dank eines Deals mit der Telekom. Für die Aktie des Kölner Medienkonzerns ist der Sportcoup mehr als nur ein Imagegewinn.

Freikarte für den Quoten-König: RTL schnappt sich Basketball-EM
RTL zeigt lediglich die Spiele der deutschen Basketball-Nationalmannschaft im Free-TV. Wer das komplette EM-Turnier sehen will, muss MagentaTV abonnieren. Die Telekom bleibt Hauptrechteinhaberin.

Basketball for free – aber strategisch klug verpackt

Basketball bleibt im Free-TV – zumindest, wenn Deutschland spielt. Die RTL Group hat sich per Sub-Lizenz von der Deutschen Telekom die Rechte an den EM-Spielen der deutschen Nationalmannschaft gesichert. Ein cleverer Zug, der dem Sender nicht nur Einschaltquoten, sondern auch Relevanz im wachsenden Sportrechte-Markt verschaffen dürfte.

Die Spiele des Weltmeisters werden während der EM vom 27. August bis 14. September bei RTL ausgestrahlt – gratis und prominent.

Die Telekom behält derweil alle Übertragungsrechte bei MagentaTV, ihrem Bezahlangebot. Das bedeutet: Wer alle Spiele sehen will, zahlt. Wer nur Deutschland sehen will, bekommt’s frei Haus.

Das Spiel hinter dem Spiel: RTLs Rechte-Strategie

Was auf den ersten Blick wie ein Zuschauer-Service wirkt, ist in Wahrheit ein strategischer Schritt von RTL, sich im fragmentierten Streaming- und Sportrechte-Markt breiter aufzustellen. Schon bei der Fußball-EM 2024 hatte man mit der Telekom kooperiert – jetzt geht man beim Basketball den nächsten Schritt.

Denn Sport funktioniert live, emotional und vor allem: verlässlich. Genau das brauchen klassische TV-Sender derzeit dringend. Während die Reichweiten in der Primetime schrumpfen, liefern Live-Sportevents stabile Quoten – und eine breite Zielgruppe.

Erfolg ist messbar – auch an der Börse

Der WM-Finalcoup im vergangenen Jahr liefert die Begründung gleich mit. Das ZDF hatte sich kurzfristig das Endspiel der Basketball-WM 2023 gesichert – über eine ähnliche Sub-Lizenz von der Telekom. Ergebnis: 4,6 Millionen Zuschauer im Schnitt. Auch RTL erreichte bei der Heim-EM 2022 mit drei Spielen ab dem Viertelfinale solide Reichweiten.

Für RTL ist die Basketball-EM ein kalkulierter Wachstumsimpuls im linearen wie digitalen Geschäft – und für die Börse ein klares Signal. Die Aktie der RTL Group reagierte bereits im Vorfeld des Deals positiv. Analysten werten den Zugriff auf Sportrechte zunehmend als zukunftsweisend, insbesondere mit Blick auf Werbepreise und Plattformbindung.

MagentaTV bleibt Platzhirsch – aber nicht exklusiv

Für die Telekom ist der Deal ein pragmatischer Schachzug. Wer Sportrechte in Millionenhöhe einkauft, will Reichweite. Und die lässt sich im Pay-TV nur begrenzt erzeugen. Also geht man Kooperationen ein – auch auf Kosten der Exklusivität.

MagentaTV überträgt zwar weiterhin alle 76 Spiele des Turniers. Doch RTL wird, neben den DBB-Spielen, auch Teile der K.o.-Phase sowie das Finale frei zeigen. Zusätzlich hat sich der Sender umfangreiche Highlight-Rechte gesichert – ein Paket, das nicht nur Basketball-Fans, sondern auch Sponsoren interessieren dürfte.

Beim WM-Finale 2023 sahen 4,6 Millionen Menschen im ZDF zu – ein Erfolg, den RTL nun mit der EM-Rechteverwertung wiederholen will. Sportrechte werden zunehmend zum Quotenjoker im schrumpfenden TV-Markt.

Wer jetzt profitiert – und wer nicht

Für RTL ist der Deal in mehrerer Hinsicht ein Volltreffer:

  • Zielgruppenerweiterung: Basketball spricht eine jüngere, sportaffine Zielgruppe an – für Werbungstreibende hochattraktiv.
  • Kosteneffizienz: Sub-Lizenzen sind günstiger als Exklusivrechte, bei ähnlichem PR-Effekt.
  • Imagepflege: Nach Jahren der Trash-TV-Kritik ist hochwertiger Live-Sport ein reputationsstärkendes Gegengewicht.

Die Verlierer? Öffentlich-rechtliche Sender wie ARD und ZDF, die bei diesem Turnier außen vor bleiben – und langfristig Zuschaueranteile im Sportbereich an private Anbieter verlieren könnten.

Sportrechte als wirtschaftlicher Hebel

Die RTL-Strategie passt zu einem größeren Bild: In Zeiten stagnierender Werbemärkte und harter Konkurrenz durch Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime setzen viele klassische Medienhäuser auf Live-Sport als letzten Massenmagneten.

Doch Rechte kosten – und oft übersteigen die Investitionen kurzfristig den ROI. Umso interessanter ist das Geschäftsmodell der Sub-Lizenzierung: Man beteiligt sich punktuell am Erfolg, ohne das volle Risiko zu tragen.

Fazit? Eher ein Signal

RTL zeigt mit dem Basketball-Deal, dass man sich nicht mit der Zuschauerrolle im Rechtepoker zufriedengibt. Man spielt mit – und zwar dort, wo das Spiel wächst.

Denn eines hat das WM-Finale im letzten Jahr bewiesen: Basketball ist längst kein Nischensport mehr. Und wer in der Medienbranche Zukunft haben will, sollte rechtzeitig dorthin schalten, wo das Publikum schon wartet.

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