Ein drastischer Schlag für die Reputation der Wirtschaftsprüfungsbranche: Die britische Regulierungsbehörde Financial Reporting Council (FRC) hat eine ehemalige leitende Managerin von BDO, Amanda Nightingale, mit einem 20-jährigen Berufsverbot belegt. Grund hierfür sind schwerwiegende Verfehlungen im Rahmen zahlreicher Audits, darunter gefälschte elektronische Unterschriften und manipulierte Unternehmensabschlüsse, die sie zwischen 2015 und 2019 veranlasst haben soll.
Amanda Nightingale, die während ihrer Tätigkeit im BDO-Büro in Gatwick in ihrem Vorgehen eine erschreckende Regelmäßigkeit gezeigt habe, sieht sich zudem mit formellen Beschwerden der Aufsichtsbehörde konfrontiert. Diese richten sich nicht nur gegen sie, sondern auch gegen BDO und zwei ihrer ehemaligen Partner, denen Fehlverhalten vorgeworfen wird. Das Ausmaß der Täuschungen sei so gravierend, dass es das Vertrauen in die Wirtschaftsprüfungsbranche massiv erschüttern könnte, wie der stellvertretende Exekutivdirektor des FRC, Jamie Symington, anmerkte.
Urheber der Missstände bleibt Nightingale, deren Unterschriftenmissbrauch und gefälschte Dokumente nicht nur Kollegen, sondern auch Klienten getäuscht haben. Trotz der betrügerischen Praxis blieb Nightingale finanziell nur dadurch begünstigt, dass sie ihren Job behalten konnte. Da sie sich um einen schwer erkrankten Angehörigen kümmern musste und ihre finanziellen Umstände berücksichtigt wurden, verzichtete das FRC auf eine zusätzliche Geldstrafe, obgleich Nightingale £10,000 zur Deckung der Kosten beisteuerte.
BDO, das weltweit als fünftgrößtes Wirtschaftsprüfungsunternehmen gilt, kam die Enttarnung der Täuschung zu spät: Erst nach Entdeckung der Unregelmäßigkeiten im Auditprozess verließ Nightingale das Unternehmen abrupt im Zuge geplanter arbeitsrechtlicher Schritte. BDO setzte einen internen Untersuchungsprozess in Gang, dessen Ergebnisse inzwischen den Regulierungsbehörden vorliegen.
Bereits in jüngster Vergangenheit stand BDO sowohl in den USA als auch in Großbritannien aufgrund eines unakzeptabel hohen Fehlerrisikos bei Firmenprüfungen unter Kritik. Mit Nightingales Fall könnte das Vertrauen in die Branche und BDO weiter geschwächt werden.