22. Oktober, 2024

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Frauen übernehmen Führung im US-Cannabismarkt: Unternehmen reagieren kreativ

Frauen übernehmen Führung im US-Cannabismarkt: Unternehmen reagieren kreativ

Zum ersten Mal in der Geschichte des $30 Milliarden schweren US-Cannabismarktes konsumieren junge Frauen mehr Cannabis als ihre männlichen Altersgenossen. Dies hat die Branche dazu veranlasst, ihre Produktpalette neu auszurichten und verstärkt in weiblich orientierte Angebote zu investieren.

Führende Cannabis-Händler haben begonnen, ihren Verkaufsflächen mehr Raum für Produkte einzuräumen, die bei Frauen besonders beliebt sind, darunter Esswaren, Tinkturen, topische Produkte und Getränke. Diese Neuorientierung soll sich langfristig auszahlen, obwohl zunächst höhere Kosten entstehen können.

"Neue Produkte zu schaffen oder umzugestalten, mag wie eine anfängliche Fehlinvestition erscheinen, doch angesichts der Tatsache, dass Frauen über 80 % der Kaufentscheidungen in den USA treffen, ist dies nicht nur klug, sondern notwendig", erklärt Lauren Carpenter, CEO der Cannabis-Handelskette Embarc.

Frauen stellen inzwischen 55 % der Nutzerschaft auf der Cannabis-Produktentdeckungs-App Jointly dar und übertreffen Männer in bestimmten Bereichen sogar beim Ausgabeverhalten. Im September lag der durchschnittliche Kaufbetrag von Frauen bei Housing Works Cannabis Co, New Yorks erstem legalen Dispensary, über $91, verglichen mit $89 bei männlichen Käufern.

Um das wachsende Marktpotenzial auszuschöpfen, sind aktualisierte Markenstrategien und auf Frauen fokussierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte erforderlich. Einschätzungen zufolge könnte dies kurzfristige Auswirkungen auf die Investitionskosten haben, würde jedoch langfristige Vorteile für Unternehmen generieren.

Laut einer Umfrage des US National Institute on Drug Abuse (NIDA) überholten Frauen im Alter von 19 bis 30 Jahren ihre männlichen Altersgenossen im Jahr 2023 erstmals beim Cannabiskonsum. Der NIDA-Direktorin Nora Volkow zufolge könnte der Anstieg teilweise auf medizinische Gründe wie Stress und Angstzustände zurückzuführen sein.

Aus einer Untersuchung mit regelmäßigen weiblichen Cannabiskonsumenten bescheinigte die Mehrheit, dass psychische Gesundheitsaspekte, wie Angstzustände und Depressionen, Hauptgründe für den Konsum seien. Dabei gibt es allerdings wenig Belege dafür, dass Cannabis bei diesen Problemen tatsächlich hilft.

Die fortschreitende Legalisierung in weiteren US-Staaten sowie die wachsende gesellschaftliche Akzeptanz haben ebenfalls zu diesem Wandel beigetragen. Laut Tatiyana Brooks, Mitbegründerin des Cannabis-Datenunternehmens GetCannaFacts, sind Frauen tendenziell eher bereit, auf legale Märkte zu setzen und bieten somit langfristige Kapitalvorteile.

Tilray aus New York, ein Händler mit einer Marktkapitalisierung von über $1 Milliarde, kündigte an, seine Investitionen in bei Frauen beliebte Marken wie Solei Cannabis auszubauen. Das Unternehmen hält einen Marktanteil von 45 % im Cannabismarkt für Getränke und berichtet, dass ihr XMG-Zitronen-Eistee ein großer Erfolg bei Frauen ist.

Auch die in Calgary ansässige High Tide führt den Kauf von Queen of Bud teils auf die speziell für Frauen entwickelten Produkte mit höheren THC-Konzentrationen zurück, dem Hauptwirkstoff von Cannabis. Die Unternehmen haben die gestiegenen Kosten durch diesen Trend jedoch nicht offengelegt, da die Entwicklung noch jung ist.

Ein generationeller Wandel zeigt sich ebenfalls, da mehrere Händler berichten, dass jüngere Kunden, sogenannte Gen Z, weniger Alkohol und Tabak, dafür aber mehr Cannabis konsumieren. "Unternehmen, die das Kaufverhalten von weiblichen Cannabiskonsumenten ernst nehmen, werden ihren Wettbewerbern voraus sein", bemerkt Brooks von GetCannaFacts.