04. Dezember, 2024

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Frauen in Banken: Fortschritt bleibt eine Geduldsfrage

Obwohl der Anteil weiblicher Führungskräfte leicht gestiegen ist, zeigen aktuelle Zahlen der BCG-Studie: Die Geschlechterparität in Europas Banken bleibt ein weit entferntes Ziel.

Frauen in Banken: Fortschritt bleibt eine Geduldsfrage
Bettina Orlopp ist eine von nur vier weiblichen CEOs in europäischen Banken. Trotz Fortschritten bleibt der Anteil weiblicher Führungskräfte im Vorstand bei lediglich 24 Prozent.

Ein zäher Aufstieg in die Führungsspitzen

Die Ernennung von Bettina Orlopp zur CEO der Commerzbank ist eine Ausnahme: Nur vier europäische Banken haben derzeit eine Frau an der Spitze. Der Frauenanteil in Vorständen stagniert bei 24 Prozent, ein Anstieg von lediglich fünf Prozentpunkten in drei Jahren. Aufsichtsräte sind mit 43 Prozent weiblich besetzt, was Hoffnung auf mehr Fortschritt in diesem Bereich weckt.

Rollenverteilung: Frauen in der zweiten Reihe

Trotz steigender Präsenz in Führungsgremien übernehmen Frauen seltener strategisch zentrale Rollen wie die des CEOs oder CFOs. Die gängigen Zuständigkeiten beschränken sich oft auf Bereiche wie Personal, Marketing oder Nachhaltigkeit – Aufgaben, die weniger Einfluss auf die Kerngeschäfte der Banken haben.

„Das Problem ist nicht nur die Anzahl der Frauen, sondern deren Positionierung in den entscheidenden Machtzentren der Unternehmen“, analysiert Studienautorin Julia Rolf.

Gender-Pay-Gap: Rückschritte statt Fortschritte

Während Frauen an Einfluss gewinnen, hat sich ihre Bezahlung im Vergleich zu männlichen Kollegen verschlechtert. Laut BCG liegt der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern im C-Level nun bei 25 Prozent – eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Auch in Aufsichtsräten zeigt sich ein Rückschritt: Der Gender-Pay-Gap stieg hier von 19 auf 22 Prozent.

Weibliche Führungskräfte dominieren in Bereichen wie Personal oder Nachhaltigkeit, während strategische Schlüsselpositionen wie CEO oder CFO weiterhin überwiegend Männern vorbehalten sind.

Diese Zahlen werfen ein Schlaglicht auf die strukturellen Hürden für Geschlechtergerechtigkeit: Frauen verdienen weniger, selbst wenn sie in vergleichbare Führungspositionen aufsteigen.

Gedämpfte Prognosen: Wann kommt die Parität?

BCG prognostiziert, dass es mindestens zehn Jahre dauern wird, bis Frauen 50 Prozent der Vorstandspositionen in europäischen Banken besetzen. Bei Aufsichtsräten könnte dieses Ziel bereits in drei Jahren erreicht werden. Doch ohne gezielte Maßnahmen bleibt die Entwicklung langsam.

„Das Thema Diversität wird nicht konsequent als strategische Priorität wahrgenommen“, kritisiert Rolf. Diese Haltung zeigt sich auch in den nationalen Unterschieden: Während die niederländische ABN Amro Spitzenreiter im Gender-Quality-Index ist, rangiert die Commerzbank als bestplatziertes deutsches Institut nur auf Platz 6.

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