19. September, 2024

Politik

Frau, Leben, Freiheit: Iranische Proteste am Todestag von Jina Mahsa Amini

Frau, Leben, Freiheit: Iranische Proteste am Todestag von Jina Mahsa Amini

Trotz verstärkter Sicherheitsmaßnahmen fanden im Iran Kundgebungen zum zweiten Todestag der Kurdin Jina Mahsa Amini statt. Die Polizei und der Geheimdienst versuchten in der Hauptstadt Teheran, Demonstrationen zu verhindern, doch junge Frauen ließen sich nicht abschrecken und sangen in U-Bahnhöfen das Lied 'Frau, Leben, Freiheit' von Scherwin Hadschipur. Dieses Lied wurde vor zwei Jahren zur Hymne der Frauenbewegung im Iran.

Das tragische Schicksal der 22-jährigen Amini, die im September 2022 von islamischen Sittenwächtern wegen eines vermeintlich falsch sitzenden Kopftuchs festgenommen und wenige Tage später im Polizeigewahrsam verstorben war, löste damals die heftigsten Proteste in der 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik aus. Während iranische Behörden behaupteten, sie sei aufgrund einer Erkrankung gestorben, machten ihre Eltern und viele Iraner die Sittenwächter und das klerikale System für ihren Tod verantwortlich.

Angesichts der angekündigten Proteste von Aktivisten und Dissidenten war das Sicherheitsaufgebot in mehreren Landesteilen hoch. In Aminis Heimatstadt Saghes in der Provinz Kurdistan sowie in Teheran waren zahlreiche Polizei- und Sicherheitskräfte präsent. Augenzeugen berichteten, dass Aminis Eltern und Familienmitgliedern nicht gestattet wurde, an Aminis Grab eine Trauerfeier abzuhalten, und dass sie unter Hausarrest gestellt wurden.

Der Protesthymne-Sänger Scherwin Hadschipur sieht sich auch zwei Jahre nach der Veröffentlichung seines Liedes weiterhin mit verschiedenen Anklagen konfrontiert. Das Lied ist im Iran verboten, erklingt jedoch immer wieder bei Demonstrationen und Protesten.

Unter dem Slogan 'Frau, Leben, Freiheit' entstand 2022 eine weitreichende Frauenbewegung, die sich nicht nur gegen die strengen islamischen Vorschriften richtete, sondern auch gegen den Islam als politische Ideologie des Landes. Die damalige Regierung unter dem inzwischen verstorbenen Präsidenten Ebrahim Raisi begegnete den Demonstrationen mit harter Hand. Unbestätigten Berichten zufolge starben Hunderte Demonstranten, und Tausende wurden festgenommen.