04. Dezember, 2024

Märkte

Französische Finanzlagen unter Druck: Ein Drama in Zeitlupe

Französische Finanzlagen unter Druck: Ein Drama in Zeitlupe

Die politische Landschaft in Frankreich steht vor einem möglichen Umbruch, der weitreichende finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Premierminister Michel Barnier sieht sich der Herausforderung gegenüber, sein 60-Milliarden-Euro-Sparbudget durchzusetzen, das eine Reduzierung des hohen Haushaltsdefizits des Landes zum Ziel hat. Die politische Krise, ausgelöst durch den Widerstand der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National unter Führung von Marine Le Pen, bedroht nun seine Regierung, die kurz vor dem Fall steht. Die Verwerfungen an den Finanzmärkten waren spürbar: Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, zahlte am Montag vorübergehend höhere Renditen auf Staatsanleihen als das stark verschuldete Griechenland. Auch der Risikozuschlag auf französische Staatsanleihen gegenüber deutschen Papieren stieg auf 90 Basispunkte - ein Niveau, das zuletzt in der Schuldenkrise 2012 erreicht wurde. In den wirtschaftlichen Kreisen kursiert wieder das Gespenst der "Bond-Vigilantes", jener Investoren, die von als unsolide eingeschätzten Regierungen höhere Renditen fordern. Doch namhafte Investoren sehen den jüngsten Aufruhr eher als Teil eines fortlaufenden Prozesses, weniger als einen budgetgetriebenen Markteinbruch. Christian Kopf, Leiter Fixed Income und FX bei Union Investment, sieht in der Krise eine "schwelende Bedrohung", die die Kreditwürdigkeit des Landes weiter belasten könnte. Er ist der Meinung, dass die Situation zwar problematisch, jedoch nicht außer Kontrolle geraten könnte. Sollte Barnier stürzen, rechnen Investoren mit weiter steigenden Risikoprämien, die Frankreich neben Italien rücken könnten. Ohne Baniers Sparmaßnahmen könnte das Haushaltsdefizit im kommenden Jahr auf 7 % des BIP ansteigen. Trotz der politischen Unsicherheit sind die französischen Anleihenkosten in den letzten zwei Wochen jedoch gesunken, unterstützt durch die Erwartung einer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank. Chris Jeffery, Chef der makroökonomischen Strategie bei Legal & General Investment Management, bleibt trotz der Herausforderungen optimistisch gegenüber französischen Anleihen und verweist darauf, dass viele negative Nachrichten bereits eingepreist seien.