Die französische Wirtschaft sieht sich in den kommenden Jahren mit einem gemäßigten Wachstum konfrontiert. Dafür verantwortlich sind vor allem hausgemachte politische Unsicherheiten und die globale Volatilität, wie die Banque de France in ihrem jüngsten vierteljährlichen Ausblick mitteilte. Für das Jahr 2025 erwartet die Zentralbank ein Wachstum von 0,9 % und korrigiert damit ihre frühere Schätzung von 1,2 % aus dem September nach unten.
Konsumausgaben und Investitionen im Privatsektor stehen unter Druck, bedingt durch politische Unsicherheiten und staatliche Sparmaßnahmen. Eine Reihe politischer Krisen im laufenden Jahr hat sowohl Konsumenten als auch Unternehmen verunsichert und den ohnehin schon trüben Ausblick durch mögliche US-Zollerhöhungen weiter belastet.
Präsident Emmanuel Macron hat kürzlich den vierten Premierminister des Jahres ernannt, nachdem ein Misstrauensvotum der Oppositionspolitiker die vorige Regierung wegen der Budgetpläne für 2025 zu Fall gebracht hatte. Ziel der Regierung war es, das öffentliche Defizit von 6,1 % des BIP auf 5 % zu reduzieren. Sollten die neuen Pläne weniger strenge Sparmaßnahmen vorsehen, warnte die Banque de France, könnte das so gewonnene Wachstumspotential durch anhaltende Unsicherheiten wieder zunichte gemacht werden.
Laut Gouverneur der Bank, François Villeroy de Galhau, könnte Frankreich aufgrund des politischen Stillstands wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten. In den Jahren 2026 und 2027 wird ein Wachstum von 1,3 % prognostiziert, da die Löhne voraussichtlich stärker steigen werden als die Inflation. Doch könnte dieses Wachstum beeinträchtigt werden, falls die Bürger weiterhin zögerlich Geld auszugeben statt zu sparen.
Die Inflation wird für 2025 auf 1,6 % prognostiziert und liegt somit unter dem 2 %-Ziel der Europäischen Zentralbank. Sie könnte bis 2027 auf 1,9 % steigen. Trotz weniger strikter Sparmaßnahmen könnte Frankreichs Schuldenquote auf 117 % des BIP anwachsen. Die Ratingagentur Moody's hat Frankreichs Kreditwürdigkeit herabgestuft und dabei vor allem die politische Zersplitterung als Hindernis für eine nachhaltige Verbesserung der öffentlichen Finanzen hervorgehoben.