Der französische Premierminister François Bayrou schlägt einen alternativen Weg in der hitzigen Debatte um die Rentenreform vor. Bis Ende Mai soll ein Alternativvorschlag entwickelt werden, unterstützt von intensiven Beratungen der Sozialpartner ab Mitte Februar. Bayrou zeigte sich nach dem ersten Treffen mit Gewerkschaften und Arbeitgebern positiv gestimmt und sieht deutliche Chancen für eine Einigung.
Seit der Jahreswende erlebte Frankreich massive Proteste gegen die von Präsident Emmanuel Macron vorangetriebene Reform. Diese sieht eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahren vor, hatte jedoch eine breite öffentliche Opposition hervorgerufen, nachdem sie ohne finale Abstimmung in der Nationalversammlung durchgesetzt wurde.
Marylise Léon, führende Persönlichkeit der Gewerkschaft CFDT, betonte erneut die Ablehnung der Rentenregelung mit 64. Sie forderte eine Neubewertung des Eintrittsalters, zeigte sich jedoch nach den Gesprächen hoffnungsvoll. Sophie Binet von der Gewerkschaft CGT hob hervor, wie unterschiedlich die Positionen der Sozialpartner derzeit sind. Éric Chevée von der CPME, dem Verband der kleinen und mittelständischen Unternehmen, warnte: Eine Erhöhung der Arbeitgeberbeiträge wäre für seinen Verband nicht akzeptabel und eine klare Grenze.
Falls die Gespräche ergebnislos verlaufen, bleibt die bestehende Reform bestehen. Bayrou hat den Auftrag erteilt, eine sozialere Neugestaltung der Reform zu entwickeln, ohne zusätzliche Kosten zu verursachen. Mit dieser Annäherung an die Sozialisten erhofft sich Bayrou Unterstützung, die seiner Minderheitsregierung bei künftigen Beschlüssen helfen könnte. Kürzlich hatte er ein Misstrauensvotum überstanden, teilweise dank der Duldung durch die Sozialisten.