Frankreichs Anleiherenditen auf Augenhöhe mit Griechenland: Ein Vorbote für Unruhen?

Die jüngste Entwicklung an den europäischen Finanzmärkten stellt Frankreichs Wirtschaftspolitik auf eine harte Probe. Erstmals in der Geschichte ist die Rendite der 10-jährigen französischen Staatsanleihen mit denen Griechenlands identisch, das in der Vergangenheit Synonym für Europas Schuldenkrise war. Traditionell als stabil geltend, haben sich Französische Staatsanleihen, mit einem Rating von AA- bei S&P Global Ratings, auf einen Höchststand von 3,03 % gesteigert – eine Marke, die bislang den von den Ratingagenturen als risikoreich eingestuften griechischen Anleihen vorbehalten war. Diese Entwicklung zieht auch politische Kreise mit in ihren Bann. Premierminister Michel Barnier steht vor der Herausforderung, einen neuen Haushalt durchzusetzen – eine Aufgabe, die ihm, angesichts der drohenden Opposition, schwer fallen könnte. Sollten seine Reformen scheitern, könnte dies die französische Staatsverschuldung belasten und geplante Sparmaßnahmen torpedieren. Der Vergleich offenbart auch eine bemerkenswerte Erholung Griechenlands. Während die Renditen griechischer Staatsanleihen 2012 auf über 30 % gegenüber Frankreich lagen, hat sich das Land erholt und sich zuletzt eine verbesserte Kreditwürdigkeit erkämpft. Besorgnis breitet sich auch in den Führungsetagen der Finanzmärkte aus. Premierminister Barnier warnte kürzlich vor einer möglichen 'Sturmfront' auf den Märkten, sollte seine Regierung gestürzt werden. Eine potenzielle Abstimmung über sein Schicksal hängt maßgeblich von der Entscheidung der rechtspopulistischen Führerin Marine Le Pen ab, ob sie einem Misstrauensvotum zustimmen wird, wenn die Haushaltsentwürfe für das Jahr 2025 demnächst vorgestellt werden. Eine zusätzliche Brisanz erhält die Entwicklung durch die anstehende Überprüfung Frankreichs durch S&P Global Ratings, nachdem sowohl Fitch Ratings als auch Moody's Ratings bereits eine negative Prognose abgegeben haben. Seit Präsident Emmanuel Macron die schnelle Neuordnung der politischen Landschaft initiiert hat, sind die Zinsen französischer Staatsanleihen im Vergleich zum deutschen Pendant deutlich gestiegen, nun auf den höchsten Stand seit 2012. Vergleiche zwischen den Märkten Frankreichs und Griechenlands sind aufgrund der Volumendifferenzen schwierig: Während Griechenlands Anleihemarkt lediglich ein Volumen von etwas über 80 Milliarden Euro aufweist, verwaltet Frankreich Schulden über 1,8 Billionen Euro. Dennoch ist der aktuelle Gleichstand der Renditen für Frankreichs Regierung ein Weckruf, speziell da einige Investoren, wie Allianz Global Investors, befürchten, dass französische Anleihen bald mit den italienischen gleichziehen könnten.