27. November, 2024

Wirtschaft

Frankreich unter Druck: Anstieg der Kreditkosten und politische Turbulenzen verunsichern Investoren

Frankreich unter Druck: Anstieg der Kreditkosten und politische Turbulenzen verunsichern Investoren

Frankreich sieht sich derzeit einem erheblichen Anstieg seiner Kreditkosten gegenüber, da Investoren durch politische Unruhen und wachsende Schulden alarmiert sind. Die fünfjährigen Kreditkosten des Landes schossen am Mittwoch auf 2,7 Prozent hoch und übertrafen somit die von Griechenland, die bei 2,5 Prozent liegen. Auch die zehnjährigen Anleiherenditen Frankreichs sind nur geringfügig niedriger als die Griechenlands, obwohl sie vor einem Jahr noch deutlich darunter lagen.

Zusätzlich erlebten französische Aktien am Mittwoch einen Rückgang, wobei der Leitindex Cac 40 bis zur Mittagszeit um 1,2 Prozent nachgab.

Die Unsicherheit bei Investoren spiegelt sich in einem Abverkauf französischer Vermögenswerte wider, ausgelöst durch Bedenken über die politische Instabilität. Der weit rechts orientierte Rassemblement National unter Marine Le Pen droht, die Regierung im Haushaltsstreit zu stürzen. Premierminister Michel Barnier bemüht sich um Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen, um die Verschuldung im nächsten Jahr auf 5 Prozent des BIP zu senken.

Doch wird dieses Jahr ein Haushaltsdefizit von über 6 Prozent des BIP erwartet, trotz Anstrengungen zur Verbesserung der finanziellen Lage. Die von Emmanuel Macron initiierte vorgezogene Wahl zur Stärkung seiner Autorität scheiterte, sodass Barnier nun eine Minderheitsregierung führt, die besonders anfällig für politische Aufstände ist.

Der Anstieg der Kreditkosten übt zusätzlichen Druck auf die französischen Finanzen aus, mit einer prognostizierten Erhöhung der Staatsschulden von etwas über 110 Prozent auf 113,8 Prozent des BIP bis zum nächsten Jahr.

Loredana Maria Federico, Ökonomin bei UniCredit, warnt vor der Gefahr, dass Erschütterungen auf den Anleihemärkten auf die gesamte Wirtschaft übergreifen könnten, "insbesondere wenn die Regierung einem Misstrauensvotum gegenübersteht". Investoren zeigen zudem Besorgnis hinsichtlich der Schwierigkeiten der Regierung bei der Haushaltsgenehmigung für das kommende Jahr.

Darüber hinaus wächst die Sorge der Investoren angesichts von Donald Trumps angedrohten Zöllen auf Europa. Barclays-Analysten prognostizieren, dass Europa einer der Hauptverlierer der "America First"-Politik sein wird, was erneut zu Kapitalabflüssen aus der Region geführt hat. Viele Investoren ziehen es vor, ihr Kapital eher in den USA als in Europa anzulegen.

Griechenland hatte nach seiner Schuldenkrise jahrelang mit hohen Kreditkosten zu kämpfen, während Frankreich als weniger risikobehaftet galt und daher niedrigere Zinsen zahlte. Doch während Griechenland zunehmend als zuverlässig wahrgenommen wird, kämpft die französische Regierung mit der Reduzierung ihrer jährlichen Verschuldung.