24. September, 2024

Wirtschaft

Frankreich plant Steuererhöhungen: Reiche und Unternehmen im Visier

Frankreich plant Steuererhöhungen: Reiche und Unternehmen im Visier

Die französische Regierung prüft derzeit Optionen für Steuererhöhungen auf Wohlhabende und Unternehmen, um die wachsenden Haushaltsdefizite zu reduzieren, ohne Präsident Emmanuel Macrons wirtschaftsfreundliche Reformagenda zu untergraben.

Der Finanzminister Antoine Armand, ein bis vor kurzem wenig bekannter Parteikollege Macrons, betonte in einem Radiointerview die Notwendigkeit entschlossener Maßnahmen, um ein 'außergewöhnlich hohes Defizit' zu bewältigen. Laut Armand werden gezielte Abgaben auf wohlhabende Haushalte und Unternehmen in Betracht gezogen.

Armand und der neue Haushaltsminister Laurent Saint-Martin arbeiten derzeit an möglichen Steuererhöhungen, die Premierminister Michel Barnier für das Haushaltsjahr 2025 vorgelegt werden sollen. Dieser Haushalt wird der erste große politische Test für Barnier sein, da Oppositionsparteien bereits mit Misstrauensvoten drohen, sollten sie mit den Budget- und Steuerentscheidungen nicht einverstanden sein.

Steuererhöhungen würden einen Wendepunkt in Macrons Wirtschaftspolitik darstellen, die seit 2017 auf die Reduzierung von Steuern auf Unternehmen und Haushalte ausgerichtet war. Diese Politik hat zwar zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit und einer Erhöhung der Investitionen geführt, jedoch auch zu großen Haushaltsdefiziten.

Brüssel hat Frankreich in ein Defizitverfahren eingestuft und fordert einen Plan zur Reduzierung der Defizite in den kommenden Jahren. Kreditratingagenturen haben das Land herabgestuft, und die Borrowing-Kosten sind gestiegen. Das Defizit wird 2024 voraussichtlich mindestens 5,6 Prozent des BIP erreichen, höher als das Ziel von 5,1 Prozent.

Armand betonte in seinem Interview, dass die Steuerlast nicht auf die arbeitende Bevölkerung und die Mittelklasse ausgedehnt werden sollte. Was jedoch als Mittelklasse oder reich definiert wird, blieb unklar. Armand hob zudem hervor, dass Steuererhöhungen das Wachstum oder die Schaffung von Arbeitsplätzen nicht beeinträchtigen sollten.

Wirtschaftsanalysten von Goldman Sachs wiesen darauf hin, dass die steuerliche Belastung in Frankreich bereits eine der höchsten sei, was wenig Spielraum für weitere Erhöhungen lasse. Deshalb dürfte die Regierung versuchen, Ausgaben zu reduzieren, obwohl Barnier auch Einnahmeerhöhungsmaßnahmen offen gegenübersteht.

Auch die Diskussion über eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer, die von Macron abgeschafft und durch eine Immobiliensteuer ersetzt wurde, ist wieder aufgeflammt. Linke Parteien fordern eine größere finanzielle Beteiligung der Wohlhabenden an den öffentlichen Ausgaben.

Unternehmensvertreter in Frankreich haben bereits Anzeichen für kommende Steuererhöhungen erkannt. Patrick Martin, Chef des Unternehmensverbands Medef, erklärte sich bereit, über Steuererhöhungen für Unternehmen zu diskutieren, machte jedoch deutlich, dass dies nicht ohne reale Anstrengungen zur Senkung der öffentlichen Ausgaben geschehen dürfe.