26. Oktober, 2024

Wirtschaft

Fragwürdige Abrechnung: Harrods gerät in die Kritik

Fragwürdige Abrechnung: Harrods gerät in die Kritik

Die Vorwürfe gegen den verstorbenen Geschäftsmann Mohamed Al Fayed werfen lange Schatten auf Harrods, das ikonische Kaufhaus in London. Eine Gruppe von Frauen, die den ehemaligen Besitzer des Warenhauses der sexuellen Belästigung beschuldigen, äußerte jüngst Bedenken hinsichtlich des Umgangs von Harrods mit ihrem Entschädigungsprozess. Diese Zweifel führten dazu, dass sich vier der Frauen aus dem Verfahren zurückzogen. Sie erwägen nun, rechtliche Schritte gegen Harrods einzuleiten, um mögliche Ansprüche auf Personenschäden, psychische Beeinträchtigungen und entgangene berufliche Chancen geltend zu machen.

Ein wesentlicher Kritikpunkt der Frauen ist die potenzielle Interessenkollision und mangelnde Transparenz in der Kommunikation seitens Harrods. Insbesondere bemängelten zwei der Betroffenen, dass die frühere Beschäftigung einer externen Beraterin in der Personalabteilung des Kaufhauses ihnen nicht offengelegt wurde. Diese Beraterin, die die Frauen interviewte, war mehr als ein Jahrzehnt lang für Harrods tätig, sowohl vor als auch nach dem Verkauf des Unternehmens durch Al Fayed.

Harrods verteidigt die Wahl der Beraterin, die speziell im Bereich der Unterstützung von Opfern sexuellen Missbrauchs geschult sei, und bewertet sie als optimal geeignet, die Interessen des Unternehmens zu vertreten. Das Entschädigungsverfahren steht auf der Webseite von Harrods und potenzielle Klägerinnen müssen zunächst selbst Kontakt mit dem Unternehmen aufnehmen.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Weigerung, Interviews vollständig aufzuzeichnen, was bei mindestens einer der Frauen zu Unmut führte. Die Nichteinhaltung einer solchen Bitte wurde mit internen Datenschutzrichtlinien begründet. Eine Aufnahme sei lediglich unter bestimmten Bedingungen in der Anwaltskanzlei der Kläger möglich gewesen.

Die Beschwerden gegen Harrods häufen sich, seit die BBC in einem Dokumentarfilm und Podcast die Vorwürfe gegen Al Fayed publik machte. Das Kaufhaus, seit 2010 im Besitz des katarischen Staatsfonds, sieht sich nun mit hunderten Klagen konfrontiert. Harrods hat den Frauen inzwischen eine alternative Kontakt-Email ohne Bezug zu Al Fayeds Namen angeboten.

Trotz der Skepsis und des Rückzugs einiger Frauen betont Harrods, dass das Verfahren mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Überlebenden gestaltet wurde. Besonders ermutigend sei das positive Feedback vieler der Beteiligten, auch wenn man sich der Kritik bewusst sei. Gleichzeitig untersucht die Metropolitan Police weiterhin über 40 Fälle, die sich zwischen 1979 und 2013 ereignet haben sollen.

Ein unabhängiges und transparentes Verfahren sei essenziell, um das Vertrauen der Opfer zu gewinnen, so die Anwältin Maria Mulla von Maitland Chambers, die nun drei der betroffenen Frauen vertritt.