Die Entwicklung der Suedlink-Stromautobahn, einer der größten Infrastrukturprojekte Deutschlands, nimmt Gestalt an. Der Betreiber Tennet hat mit der Verlegung der ersten Kabelanlagen im Landkreis Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen begonnen. Diese Maßnahme ist Teil der umfassenden Pläne zur Übertragung von Windenergie aus dem Norden Deutschlands in die südlichen Regionen. Im Bereich Heeslingen wurden bereits am Dienstag erste Informationen zu den Fortschritten verkündet.
Mit einer bereits abgeschlossenen Verlegung von zwölf Kilometern Kabel steht das Projekt am Anfang der Installation, die sukzessive erweitert wird. Ziel ist es, über 2.400 Meter Kabel für die Suedlink-Trasse zu verlegen, die erste bundesweit. Dazu wird ein ausgeklügeltes Verfahren genutzt: Ein Graben wird schichtweise ausgehoben, das Kabel mittels Seilwinden eingefügt und schließlich der Boden wieder aufgefüllt. Für die Herausforderung, sensible Infrastruktur wie Straßen oder Flüsse zu durchqueren, kommt ein spezielles Bohrverfahren zum Einsatz.
Die geplante Suedlink-Strecke wird durch sechs Bundesländer führen und letztlich etwa 700 Kilometer umfassen. Von Wilster und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein führend und unter der Elbe vereint, verzweigt sie sich in Süddeutschland in Bergrheinfeld in Bayern und Leingarten in Baden-Württemberg. Angedacht ist, zehn Millionen Haushalte mit Gleichstrom aus Windenergie zu versorgen, was besonders im Zuge des Atomausstiegs und Kohleabbaus in Süddeutschland essenziell ist.
Der Zeitplan für Suedlink sieht die erste Stromlieferung bis Ende 2028 vor, ein ehrgeiziges, jedoch machbares Ziel laut Tennet. Die Kosten für die Umsetzung sind mit rund zehn Milliarden Euro veranschlagt, deren Auswirkung auf die zukünftigen Strompreise noch unklar bleibt. Während potenzielle Netzentlastungen Einsparungen ermöglichen könnten, werden die Projektkosten langfristig auf die Verbraucher umgelegt.