05. Oktober, 2024

Wirtschaft

Formel-1-Fahrerkarussell dreht früher und wilder als je zuvor: Eine Analyse

Formel-1-Fahrerkarussell dreht früher und wilder als je zuvor: Eine Analyse

Der Begriff „Silly Season“ beschreibt das alljährliche Stühlerücken im Fahrermarkt der Formel 1, doch in diesem Jahr hat sich das Treiben früher und turbulenter entfaltet als je zuvor.

„Der Fahrermarkt explodierte im April – normalerweise redet keiner im April,“ bemerkte Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, bereits zu Beginn des Monats. Auslöser war Lewis Hamiltons Entscheidung, schon im Februar seinen Abschied von Mercedes zum Jahresende anzukündigen und zu Ferrari zu wechseln.

Diese Nachricht öffnete nicht nur eine heiß begehrte Fahrersitz-Option bei Mercedes, sondern bedeutete auch, dass der bisherige Ferrari-Pilot Carlos Sainz ein neues Team suchen musste.

Die Situation wurde durch die Untersuchung eines angeblichen Fehlverhaltens von Christian Horner, Teamchef von Red Bull, verkompliziert. Horner leugnete die Vorwürfe und wurde durch eine Untersuchung, die im Auftrag des Unternehmens von einem Anwalt durchgeführt wurde, entlastet. Dennoch legte seine Anklägerin Berufung gegen die Entscheidung ein.

Inmitten dessen wurde die Zukunft von Weltmeister Max Verstappen bei Red Bull ungewiss, obwohl er bis Ende 2028 gebunden schien. Letzte Woche jedoch bestätigte Verstappen seinen Verbleib zumindest für das Jahr 2025.

Auch der neue Sauber-Eigentümer Audi führte zu Unruhe auf dem Fahrermarkt. Audi wollte frühzeitig seine Wunschfahrer sichern, darunter Carlos Sainz und Haas-Pilot Nico Hülkenberg. Diese Strategie sollte Sauber dabei helfen, die besten technischen Mitarbeiter anzuwerben und im Konkurrenzkampf nach vorne zu kommen. In der Folge forderte Saubers Eile andere Teams und Fahrer auf, zügig Entscheidungen zu treffen.

Red Bull musste abwägen, ob man auf Sergio Peréz setzen oder Sainz verpflichten sollte. Am Ende entschied man sich für Kontinuität und hielt an Peréz fest. Sainz hingegen hoffte bis zuletzt auf Mercedes, das in dieser Frage jedoch keine Eile zeigte, und wurde gleichzeitig von Williams umworben.

Der Markt geriet weiter in Aufruhr, besonders da der Nachwuchsfahrer Oliver Bearman (19 Jahre) von Haas aus der F2 verpflichtet wurde, mit Andrea Kimi Antonelli (17 Jahre), der für Mercedes ins F1-Team aufrücken könnte, als möglichem Nachfolger.

Angesichts eines dicht gedrängten F1-Fahrerfelds, in dem Talent jetzt mehr denn je von Bedeutung ist, betrachtet Mercedes-Teamchef Toto Wolff die Gehälter von Spitzenfahrern wie Verstappen und Hamilton, die sich zwischen 60 und 70 Millionen Dollar bewegen, als gerechtfertigt.

„Fahrer sind sehr wertvoll,“ sagt Wolff. „Ein großartiger Fahrer im Auto macht den Unterschied, besonders in einem Feld, in dem zwischen P1 und P15 sechs bis acht Zehntel [pro Runde] liegen.“

Die ökonomischen Vorteile eines Topfahrers lassen sich nicht allein durch Preisgeld rechtfertigen, wie McLaren-Geschäftsführer Zak Brown erklärt, sondern durch zusätzliche Sponsoring-Einnahmen und das Anwerben der besten Talente, die bei erfolgreichen Teams arbeiten möchten.

Mit dem Kostendeckel der Formel 1, der hauptsächlich die Ausgaben für die Fahrzeugleistung begrenzt, wachsen die Fahrergehälter weiter. „Einige Teams haben scheinbar keine Budgetgrenze,“ so Brown.

Trotz dieser Entwicklung könnten die Gehälter der Topfahrer in absehbarer Zukunft 100 Millionen Dollar übersteigen. Ein nicht namentlich genannter Fahrermanager betont, dass sich das Investment dennoch auszahlt, da das Verpassen von Siegen und ikonischen Bildern langfristig teuer kommen würde.

Die Entscheidung, ob man einen Superstar oder einen Nachwuchsfahrer verpflichtet, steht auch bei Mercedes für das kommende Jahr im Raum. Toto Wolff meint: „Wir können den Rookie nehmen, weil wir derzeit nicht um die Meisterschaft kämpfen. Ein junger Fahrer kann hier für die Zukunft ausgebildet werden.“