Im Angesicht eines sich verschärfenden Ärztemangels in Deutschland wird die Debatte um nachhaltige Lösungsansätze immer drängender. Eine populäre Idee, die Rentnerphase von Hausärzten durch Steueranreize zu verzögern, wird dabei vielfach kritisiert. Zwar könnten solche Maßnahmen kurzfristig für Entlastung sorgen, doch Experten fordern einen Blick über das kurzzeitige Lindern der Symptome hinaus. Stattdessen plädiert man verstärkt für fundamentale, strukturelle Reformen. Das Gesundheitssystem krankt nicht allein am Mangel an Hausärzten; auch Kliniken und die Pflegesituation stehen vor großen Herausforderungen.
Ein wesentliches Problemfeld ist die Organisation der Patientensteuerung. Die in Deutschland geschätzte freie Arztwahl erweist sich bei näherer Betrachtung als zweischneidiges Schwert: Sie verursacht nicht selten unnötige Facharztbesuche, durch die wichtige Ressourcen blockiert werden. Dies geht zulasten der Patienten, die aufgrund einer unzureichenden Steuerung oft monatelang auf erforderliche Facharzttermine warten müssen. Eine effiziente Lösung könnte in einer gestärkten Rolle der Hausärzte liegen. Sie könnten als Navigatoren im Gesundheitssystem dienen und Patienten gezielt zu den benötigten Spezialbehandlungen leiten. Bestrebungen, diese strukturellen Mängel zu beheben, sind aus Sicht der Fachwelt zwingend erforderlich, um eine dauerhaft funktionsfähige Gesundheitsversorgung sicherzustellen.