Die Automobilindustrie gilt seit jeher als ein Bereich mit enormem Kapitalbedarf, was sowohl Investoren als auch Analysten regelmäßig Kopfzerbrechen bereitet. Während Nischenhersteller wie Ferrari luxuriöse Gewinnspannen vorweisen können, operieren traditionelle Autobauer mit vergleichsweise niedrigen Margen. Doch für Investoren der Ford Motor Company gibt es gute Neuigkeiten: Der neue Fokus auf digitale Dienstleistungen könnte für eine positive Wende sorgen und ein Marktpotential in dreistelliger Milliardenhöhe eröffnen.
Ein Blick auf die Entwicklungen bei Ford zeigt, welche finanzielle Perspektive die Digitalisierung eröffnen könnte. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 erzielte der traditionelle Geschäftsbereich Ford Blue ein EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von 2 Milliarden Dollar. Dagegen konnte Ford Pro, die Sparte für gewerbliche Kunden, mit einem EBIT von 5,6 Milliarden Dollar mehr als das Doppelte erwirtschaften. Besonders markant ist der Unterschied in den Margen: Während Ford Blue bei 4,3% lag, glänzte Ford Pro mit einem EBIT von beachtlichen 15,9%.
Der Erfolg von Ford Pro beruht unter anderem auf der Entwicklung neuer Softwarelösungen für gewerbliche Kunden, die innovationsfreudiger als die herkömmlichen Verbraucher agieren. So stiegen beispielsweise die Abonnements für die Ford Pro Software im zweiten Quartal um 35%, während die mobilen Reparaturaufträge des Unternehmens mehr als verdoppelt wurden.
Andreas Nienhaus, Partner im Bereich Automobil und Mobilität bei Oliver Wyman Forum, betont gegenüber Automotive News die enormen Skaleneffekte, die mit digitalen Services einhergehen. Mit zunehmender Nutzerzahl gewinnen die Automobilhersteller nicht nur an wertvollen Daten, sondern auch an Margen. Besonders bemerkenswert: Die Hardware ist bereits ein integraler Bestandteil der Fahrzeuge und erfordert keine zusätzlichen Investitionen.
Der Markt für fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme wird laut einem Bericht des Oliver Wyman Forums bis 2035 voraussichtlich auf 307 Milliarden Dollar anwachsen. Die Umsätze im Bereich der digitalen Fahrzeugdienste sollen jährlich um 25% zulegen, von 42 Milliarden Dollar im Jahr 2023 auf beeindruckende 610 Milliarden Dollar 2035. Der Bericht umfasst dabei 14 Mobilitätsdienste aus den Bereichen Car-as-a-Service, Mikromobilität, digitale Dienstleistungen und Luftmobilität.