Der Kampf der Ukraine gegen Russlands Invasion steht vor einer entscheidenden Phase. Bei einem Besuch in den USA äußerte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, die Hoffnung auf einen Wendepunkt im Abwehrkampf seines Landes. In einer Rede im Hudson Institute in Washington erklärte er, dass das kommende Jahr entscheidend für die Ukraine sein werde. Vor allem müsse die überlegene russische Luftwaffe gebrochen werden. Dafür benötige die Ukraine mehr Unterstützung in Form von Flugabwehr von ihren Verbündeten.
Angesichts der bekannten russischen Luftangriffe auf das ukrainische Energienetz im vergangenen Winter äußerte Jermak auch Bedenken über den kommenden Winter. Er warnte, dass die Angriffe auch in dieser Saison zu längeren Stromausfällen führen könnten. Um die bevorstehenden Angriffe abzuwehren und ihren Schutz zu verbessern, strebt die Ukraine einen dichteren Schutzschild durch eine bessere Flugabwehr an.
Der Schutzschirm soll nicht nur die Sicherheit des Landes gewährleisten, sondern auch den Betrieb eines der ukrainischen Flughäfen ermöglichen. Seit dem russischen Einmarsch vor fast 21 Monaten ist der ukrainische Luftraum für den zivilen Luftverkehr gesperrt. Insbesondere der Flughafen in Lwiw (früher Lemberg) im Westen der Ukraine, der nur etwas mehr als 50 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt liegt, soll wiedereröffnet werden.
In seiner Rede betonte Jermak erneut, dass ein Kompromissfrieden für die Ukraine keine Option sei. Er warnte davor, den Fehler von Minsk zu wiederholen. Der Friedensplan von 2014 und 2015, der in der belarussischen Hauptstadt Minsk mit deutscher und französischer Vermittlung vereinbart wurde, konnte nicht umgesetzt werden. Die Ukraine befürchtet, dass Russland eine Waffenruhe nutzen könnte, um sich neu zu bewaffnen.
Für einen 'gerechten' Frieden sei der vollständige Abzug russischer Truppen vom ukrainischen Staatsgebiet eine Voraussetzung, wie Jermak betonte. Obwohl die Ukraine erfolgreich Gegenschläge gegen Russland geführt hat, kontrolliert Moskaus Armee trotzdem weiterhin beinahe ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets, einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.