Der Moment, der alles veränderte
Es ist der Morgen des 29. Dezember 2024. Der Flug Jeju Air 7C2216, gestartet in Bangkok, befindet sich im Anflug auf den Flughafen Muan, etwa 300 Kilometer südwestlich von Seoul. 181 Menschen sind an Bord.
Eine Routine-Landung, wie sie täglich Hunderte Male weltweit stattfindet.
Doch drei Minuten vor dem geplanten Aufsetzen warnen die Fluglotsen die Piloten vor einem Vogelschwarm. Sekunden später melden die Piloten einen Vogelschlag – das rechte Triebwerk wurde getroffen. Augenzeugenvideos zeigen, wie die Maschine in einer dramatischen Wende den Anflug abbricht und erneut ansetzt.
Zweite Chance, zweite Tragödie
Die Boeing 737-800 kehrt zurück, dieses Mal aus entgegengesetzter Richtung. Anstatt gegen den Wind zu landen, entscheidet sich die Crew für eine Landung mit Rückenwind – eine riskante Wahl. Und noch etwas fällt auf: Das Flugzeug ist nicht für eine Landung konfiguriert.
Weder Fahrwerk noch Landeklappen sind ausgefahren. Statt sicher aufzusetzen, schwebt die Maschine mit hoher Geschwindigkeit über die Landebahn.
Als die Boeing schließlich aufschlägt, ist es zu spät. Der verbleibende Bremsweg reicht nicht aus. Nach 14 Sekunden rutscht die Maschine über das Asphaltende hinaus und zerschellt an einer Betonmauer. 179 Menschen verlieren ihr Leben. Nur zwei Flugbegleiter überleben – schwer verletzt.
„Eine Katastrophe wie diese hat viele Väter“, sagt ein erfahrener Pilot, der anonym bleiben möchte. „Aber dass so viele Systeme gleichzeitig versagen, ist höchst ungewöhnlich.“
Warum so viele offene Fragen bleiben
Neue Videos und Daten werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten. Warum waren Fahrwerk und Landeklappen nicht ausgefahren? Selbst bei einem Ausfall der Hydraulik lässt sich das Fahrwerk der Boeing 737-800 manuell per Schwerkraft ausklappen. Ein kompletter Ausfall der Systeme wäre äußerst unwahrscheinlich.
Auch der Zustand des rechten Triebwerks ist rätselhaft. Obwohl es durch den Vogelschlag beschädigt wurde, zeigt es auf den Videos noch immer Schubleistung. Hat die Crew möglicherweise aus Versehen das intakte linke Triebwerk abgeschaltet?
Hinzu kommt: Die elektronischen Positionsdaten des Flugzeugs, aufgezeichnet durch das ADS-B-System, enden merkwürdigerweise nach dem ersten abgebrochenen Anflug. War ein technisches Problem an Bord der Grund?
Und warum landete die Maschine so spät und mit so hoher Geschwindigkeit? Piloten drücken Flugzeuge ohne Fahrwerk normalerweise hart auf die Landebahn, um ein gefährliches Schweben zu vermeiden. Doch in diesem Fall zog sich der Sinkflug ungewöhnlich lange hin.
„Kein einfacher Fehler“
Für Experten steht fest: Ein Vogelschlag allein kann diesen Absturz nicht erklären. „Es scheint eine Verkettung aus technischen Problemen und menschlichem Versagen gegeben zu haben“, vermutet ein Luftfahrtexperte.
Ein entscheidender Faktor könnte die psychische Belastung der Piloten gewesen sein. Nach einem Vogelschlag, einem abgebrochenen Anflug und der Entscheidung, umzukehren, könnte die Crew den Überblick verloren haben.
Kritische Warnsysteme, die sie hätten unterstützen können, scheinen versagt zu haben. Etwa der Alarm, der die Crew daran erinnert, das Fahrwerk auszufahren – er funktioniert nur, wenn auch die Landeklappen ausgefahren sind.
Eine Infrastruktur, die Leben kosten kann
Die Tragödie wirft auch ein Schlaglicht auf den Zustand des Flughafens Muan. Am Ende der Landebahn hätte ein Sicherheitsbereich nach internationalen Richtlinien das Flugzeug abbremsen müssen. Doch stattdessen stand dort eine Betonmauer.
Diese baulichen Mängel könnten das Ausmaß der Katastrophe entscheidend verschärft haben. „Es ist unverständlich, warum eine solche Struktur dort überhaupt erlaubt ist“, kritisiert ein Insider der Luftfahrtbehörde.
Ein zweites Beispiel, das nachdenklich macht
Nur wenige Stunden vor dem Absturz scheiterte eine Boeing 737-800 der KLM bei einer Sicherheitslandung in Norwegen.
Auch dort meldete die Crew technische Probleme, konnte jedoch sicher landen. Der Vorfall zeigt: Moderne Flugzeuge sind dafür ausgelegt, selbst mit einem ausgefallenen Triebwerk sicher zu landen – wenn die Crew die richtigen Entscheidungen trifft.