Von der Alternative zur Notlösung
Jack Dorsey, Mitgründer von Twitter und Bluesky, findet klare Worte für den rasanten Nutzerzuwachs seiner neuen Plattform.
„Die Leute rennen nicht zu Bluesky, sie rennen weg von X“, so Dorsey in einem aktuellen Podcast.
Die Unzufriedenheit mit Elon Musks radikalen Veränderungen auf X treibt immer mehr Nutzer zur dezentralen Alternative.
Seit der Übernahme von Twitter durch Musk für 44 Milliarden Dollar hat sich die Plattform drastisch verändert: massive Entlassungen, das Ende der alten Verifikationsstruktur, die Rückkehr umstrittener Nutzer und ein wackeliges Werbegeschäft haben X in eine instabile Phase gestürzt. In diesem Umfeld gewinnt Bluesky an Attraktivität.
Was macht Bluesky anders?
Bluesky, ursprünglich 2019 als internes Twitter-Projekt gestartet und 2021 als eigenständige Plattform ausgegründet, setzt auf Dezentralität. Nutzer sollen mehr Kontrolle über ihre Feeds und Algorithmen haben.
„Die Möglichkeit, seine eigene Timeline-Logik zu bestimmen, wird in Zukunft ein echter USP sein“, so Dorsey. Doch aktuell sei das Hauptmotiv für den Wechsel weniger die Innovation als die Frustration mit X.
Die Plattform startete im Februar 2024 mit etwa drei Millionen Nutzern und wuchs bis Jahresende auf 25,9 Millionen an. Besonders nach der US-Wahl und Musks finanzieller Unterstützung für Donald Trump verzeichnete Bluesky einen starken Zuwachs.
Der Kampf um soziale Netzwerke
Bluesky-CEO Jay Graber betont die Unabhängigkeit der Plattform. „Wir sind billionaire-proof“, erklärte sie kürzlich und unterstrich, dass Bluesky keine algorithmisch gesteuerten Werbeanzeigen zulassen werde. Nutzer sollen sich ohne Angst vor wirtschaftlicher oder politischer Einflussnahme frei bewegen können.
Doch Kritiker zweifeln, ob Bluesky das Potenzial hat, X langfristig zu verdrängen. Trotz rasantem Wachstum fehlt es der Plattform an Massenwirkung und Features, die über ein Anti-X-Image hinausgehen. Zudem kündigte Musk zuletzt Schritte an, um Werbekunden zurückzugewinnen.
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Ein echter Konkurrent oder nur eine Protestbewegung?
Dorsey selbst ist skeptisch, ob der aktuelle Trend anhält. „Wir wollen Nutzer, die aus Überzeugung kommen, nicht aus Frust“, sagte er. Sollte X es schaffen, Vertrauen zurückzugewinnen, könnte Bluesky schnell an Relevanz verlieren.
Für viele bleibt daher die Frage: Ist Bluesky eine neue Ära der sozialen Medien oder nur ein vorübergehendes Phänomen? Die Antwort könnte über die Zukunft der digitalen Kommunikation entscheiden.