27. Oktober, 2024

Startups & VC

Florian Fritsch: Vom Start-up-Held zum Angeklagten – ein Investor im Krisenmodus

Der umtriebige Investor Florian Fritsch hat sich mit zahlreichen Geschäftspartnern überworfen, sieht sich strafrechtlichen Ermittlungen ausgesetzt und kämpft mit einem Gerichtsvollzieher vor seiner Wiener Wohnungstür.

Florian Fritsch: Vom Start-up-Held zum Angeklagten – ein Investor im Krisenmodus
Florian Fritsch steht erneut ein Besuch des Gerichtsvollziehers bevor – auf der Liste: Fernseher, Kamera und Kunstwerke, die versteigert werden sollen, um Schulden von 750.000 Euro zu begleichen.

Früher Morgen, leere Taschen

Der Tag beginnt für Florian Fritsch wenig glamourös: Am 8. Mai klopft ein Gerichtsvollzieher an die Tür seiner Wiener Wohnung. Es geht um satte 750.000 Euro, die ein Geschäftspartner von Fritsch zurückfordert. Der deutsche Investor, in Sportkleidung und sichtlich genervt, öffnet.

Doch Wertgegenstände, die pfändbar wären, findet der Gerichtsvollzieher nicht – noch nicht. Am kommenden Dienstag steht der nächste Termin an. Dieses Mal im Visier: ein Großbildfernseher, eine Nikon-Kamera, Kunstwerke und andere Wertgegenstände, die in der Wohnung versteigert werden sollen.

Ermittlungen in Liechtenstein: 200 Goldbarren und ein bisschen Ärger

Was wie ein Krimi klingt, ist bittere Realität für Fritsch. In Liechtenstein laufen Ermittlungen gegen ihn und sein Umfeld – schwerer Betrug, betrügerischer Konkurs und Geldwäsche stehen auf der Liste der Vorwürfe.

Dabei beschlagnahmten die Ermittler bereits 200 Goldbarren, die er sich angeblich zum „Werterhalt“ zugelegt hatte. Für Fritsch ist das kein Grund zur Panik. Er setzt auf Durchhalteparolen und verspricht, dass alles bald geklärt sei. Ein Comeback bis Weihnachten? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft sicherte Vermögenswerte, darunter Fritschs 200 Goldbarren, die er angeblich zur Wertanlage gekauft hatte – Teil umfangreicher Ermittlungen wegen Betrugs und Geldwäsche.

Streit um Gropyus: Der Ex-Partner packt aus

Doch auch zivilrechtlich geht es rund. Fritsch steht mitten in einem heftigen Streit um Anteile an der Firma Gropyus, einem Startup für Fertighäuser, das einst als „Tesla des Wohnbaus“ gefeiert wurde. Fritsch und Gropyus-CEO Markus Fuhrmann streiten sich erbittert – Fuhrmann wirft Fritsch vor, ihm die Anteile unter falschen Versprechungen abgeluchst zu haben.

Es geht um Millionen. Der Anwalt des Unternehmens stellt klar, dass das „Gründerteam sich arglistig getäuscht“ fühle. Für Fritsch ein klarer Angriff, dem er sich öffentlich entgegenstellt: „Unanständig“, nennt er das Vorgehen seines Ex-Partners.


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Schulden und Pfändungen: Ein Katz-und-Maus-Spiel

Während die Konflikte eskalieren, verfolgt Fritsch ein Katz-und-Maus-Spiel mit seinen Gläubigern. Obwohl er behauptet, zahlen zu wollen, sind seine Vermögenswerte eingefroren. Ein Dokument zeigt, dass er die Freigabe bei der Credit Suisse beantragt hat – doch das Geld ist nie angekommen.

„Mein Vermögen liegt auf Eis“, beteuert er, während der Gerichtsvollzieher hartnäckig die Schuldentür eintritt.

Es geht um viel mehr als eine Million Euro, und Fritsch sitzt in der Zwickmühle: Während er auf die Freigabe seines Vermögens wartet, läuft ihm die Zeit davon.

Trotz seiner finanziellen und rechtlichen Probleme kündigt Fritsch ein neues Proptech-Projekt an, das als direkter Gropyus-Konkurrent an den Start gehen soll – ob es gelingt, bleibt offen.

Comeback-Plan: Großes Proptech in den USA

Doch Fritsch gibt nicht klein bei. Auf seiner Website kündigt er ein „Comeback“ an, das Hollywoodreife verspricht. Zu sehen ist er in einem Video nach einem Rennunfall, unverwüstlich und bereit für den nächsten Schritt. Sein neues Projekt heißt 9TC, ein Proptech-Startup in den USA.

Die Mission: „Eines der größten Proptechs weltweit“ zu bauen, mit Fokus auf Fertighäuser. Und die Ambitionen sind groß: Vonovia, einer der größten Wohnungskonzerne Europas, ist jüngst bei Gropyus eingestiegen – und Fritsch will mit 9TC Konkurrenz machen. Doch ob er das finanzielle Ruder noch herumreißen kann, bleibt eine Frage, die nur er selbst beantworten kann.