Florenz hat als erste größere Stadt in Italien die weit verbreiteten Schlüsselkästen für den Check-in in Ferienwohnungen untersagt. Die Entscheidung des Stadtrats erfolgte mit deutlicher Mehrheit und soll verhindern, dass die toskanische Hauptstadt weiteren Mietraum an den Massentourismus verliert. Dieser Schritt stößt auch anderswo in Europa auf Interesse, wo ähnliche Maßnahmen erwogen werden. Im historischen Zentrum von Florenz, geprägt durch den majestätischen Dom, prachtvolle Gebäude und berühmte Museen wie die Uffizien, ist das Finden von erschwinglichem Wohnraum längst zu einer Herausforderung geworden. Viele Immobilienbesitzer ziehen es vor, ihre Wohnungen über Plattformen wie Airbnb kurzfristig zu vermieten – ein lukratives Geschäft, das große Gewinne verspricht. Die allgegenwärtigen Schlüsselkästen sind zum Sinnbild dieser Entwicklung geworden. Einwohner wie Ingenieur Leonardo Lani beklagen sich darüber, dass immer mehr Dauer-Mieter durch kurzzeitige Airbnb-Nutzer ersetzt werden. Er beschreibt die verbliebenen Anwohner als eine „aussterbende Art“. Die Bürgerinitiative „Salviamo Firenze“ („Rettet Florenz“) hat jüngst mit einem symbolischen Akt hunderte von Schlüsselkästen mit rotem Klebeband blockiert. Eigentümern von Ferienwohnungen wurde eine Frist von zehn Tagen eingeräumt, um die Kästen zu entfernen; bei Zuwiderhandlung drohen Bußgelder. Schlüsselkästen haben sich in anderen Ländern ebenfalls etabliert, auch in deutschen Großstädten. Das einfache Konzept – Buchung online und Schlüsselentnahme mittels Code – hat sich als äußerst praktisch erwiesen. Italien fordert mittlerweile eine persönliche Begegnung zwischen Vermieter und Mieter, um auch Gäste anzumelden. Allerdings ignorieren viele diese Vorschrift. Die Bürgermeisterin Sara Funaro bezeichnete die neue Regelung als Beginn eines Prozesses zur Verbesserung der Lebensqualität und Sicherheit. Kritiker, wie der Eigentümerverband Aigad, beanstanden jedoch staatlichen Zwang und verweisen auf hohe Leerstände in historischen Stadtkernen. Neben steigenden Mieten belasten Lärm und die ständige Abnutzung innerstädtischer Gebäude die Anwohner. Florenz zieht jährlich über 4,5 Millionen Touristen an, während nur 60.000 im historischen Zentrum leben. Versuche, den Tourismus anderswo zu reglementieren, sind ebenfalls im Gange: Venedig zum Beispiel erhebt Eintrittsgebühren für Kurzbesucher, und Pompeji hat die Besucherzahlen beschränkt.
Wirtschaft
Florenz verbannt Schlüsselkästen: Ein Zeichen gegen den Massentourismus
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