Samed Yilmaz hatte sich seine Rolle anders vorgestellt. Der Bankbetriebswirt sollte als neuer Chef des Finanz-Startups Ride vor allem eines erreichen: Wachstum. Die Pläne lagen auf dem Tisch – und sie sahen vielversprechend aus.
Ride wollte mit seinem Fokus auf vermögensverwaltende GmbHs und die geplante Bafin-Lizenz als Wertpapierhandelsbank den nächsten Schritt in der Fintech-Szene machen.
Doch nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt stand Yilmaz statt vor Wachstumsszenarien vor einem Scherbenhaufen: Insolvenz im September, die Aussichten düster. Nun jedoch, nach wochenlangem Tauziehen um die Zukunft, scheint Ride vorerst gerettet.
Neuer Eigentümer bringt Millionen
Nach intensiver Suche und Dutzenden Gesprächen meldete sich schließlich ein Käufer, dessen Namen Yilmaz zwar noch geheim hält, der aber bereit ist, frisches Kapital in das Fintech zu pumpen.
Es soll ein Betrag im einstelligen Millionenbereich sein – genug, um den Betrieb und die Arbeitsplätze von 35 Mitarbeitern vorerst zu sichern. „Es ist die Lösung, auf die wir gehofft haben,“ sagt Yilmaz.
Der neue Eigentümer plant, gemeinsam mit weiteren Investoren die finanzielle Basis von Ride zu stabilisieren und das Geschäft weiterzuführen. Doch es bleibt die Frage: Reicht eine einfache Finanzspritze, um das Vertrauen der Kunden und Investoren zurückzugewinnen?
Ein gescheiterter Rettungsversuch – von den eigenen Gründern
Die Rettung hätte allerdings auch anders aussehen können: Christine Kiefer und Felix Schulte, die einstigen Gründer von Ride, hatten selbst ein Rettungspaket vorgeschlagen. Ihr Plan: 2,5 Millionen Euro frisches Kapital von neuen Investoren, die den Insolvenzantrag zurückziehen und Ride eigenständig sanieren wollten.
Doch dieser Plan scheiterte an den Gesellschaftern. „Ich habe ehrlich mit einer Zustimmung gerechnet. Es wäre der schnellste Weg gewesen, um ihre Investments zu sichern,“ sagt Yilmaz, der selbst keine Stimmrechte besitzt.
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Warum das Angebot der Gründer abgelehnt wurde, bleibt unklar. Es gibt jedoch Hinweise auf Spannungen innerhalb des Gesellschafterkreises, der aus insgesamt 68 Anteilseignern besteht. Kiefer und Schulte sind seit Monaten nicht mehr operativ im Unternehmen involviert, was das Vertrauen in ihr Angebot möglicherweise schwächte.
Stabilität auf wackligen Beinen?
Trotz der finanziellen Unsicherheiten der vergangenen Monate bleibt Yilmaz optimistisch: „Das Kerngeschäft ist solide und profitabel.“ Ride hilft seinen Kunden, steueroptimierte GmbHs zu gründen und zu verwalten, und bietet zudem Brokerage-Dienste an.
Diese Basis soll nun genutzt werden, um den Geschäftsbetrieb wiederaufzubauen und langfristig zu stärken. „Seit Bekanntgabe der Insolvenz haben nur wenige Kunden gekündigt,“ betont Yilmaz. Auch die Bafin-Lizenz als Wertpapierhandelsbank steht weiter auf der Agenda. Der Lizenzantrag, der durch die Insolvenz aufgeschoben wurde, soll nun im kommenden Jahr erneut gestellt werden.
Doch die Herausforderungen bleiben. Ride muss nicht nur den Markt für sich zurückgewinnen, sondern auch das Vertrauen der Anleger. Die Konkurrenz im Fintech-Bereich schläft nicht, und der Ruf des Unternehmens wurde durch die Pleite schwer belastet.
Wie sicher ist die Zukunft?
Mit dem neuen Investor und der Stabilisierung des Geschäfts scheint Ride eine Atempause gewonnen zu haben. Doch die Zukunft wird von entscheidenden Fragen begleitet: Wie gut ist das Fintech wirklich aufgestellt?
Können die neuen Investoren die nötigen Mittel bereitstellen, um nicht nur eine Pleite, sondern auch nachhaltiges Wachstum zu verhindern? Und wird die Bafin-Lizenz tatsächlich die erhoffte Erweiterung bringen?