14. Februar, 2025

Startups & VC

Finleap: Wie ein Berliner Fintech-Traum zerbrach

Solaris, Element und das große Scheitern – warum das einst gefeierte Start-up-Imperium von Jan Beckers heute kaum noch existiert.

Finleap: Wie ein Berliner Fintech-Traum zerbrach
Pleite statt Erfolg: Das einst hochgelobte Fintech-Start-up Element meldete Insolvenz an – trotz einer Investition von über 150 Millionen Euro.

Es war ein ambitioniertes Projekt. 2017 erklärte das Bundeswirtschaftsministerium Finleap zum „digitalen Kompetenzzentrum“ für Finanz-Start-ups.

finleap – Fintech Company Builder – Reshaping the Future of Finance

Die Gründer Jan Beckers und Ramin Niroumand wollten in Berlin eine Brutstätte für das Banking der Zukunft schaffen. Heute ist von dieser Vision nicht mehr viel übrig.

Zwei Pleiten, ein Scherbenhaufen

Innerhalb weniger Monate musste Finleap zwei schwere Rückschläge verkraften. Das Versicherungs-Start-up Element, in das mehr als 150 Millionen Euro geflossen waren, ist pleite.

Und die einst hoch gehandelte Digitalbank Solaris, lange das wertvollste Investment des Unternehmens, wurde vor der jüngsten Rettungsrunde mit nur 25.000 Euro bewertet. Finleap zog sich aus der Notfinanzierung zurück – ein symbolischer Abschied.

Ein Geschäftsmodell, das nicht funktionierte

Finleap setzte auf eine Idee, die zunächst vielversprechend klang: Start-ups gemeinsam aufbauen, Synergien nutzen, schnelles Wachstum ermöglichen. Doch viele der Unternehmen hatten Probleme, profitabel zu werden.

Geschäftsmodell ohne Halt: Finleaps Strategie, Start-ups durch Synergien schneller wachsen zu lassen, scheiterte – viele Unternehmen blieben unrentabel.

Element scheiterte an hohen Kosten und fehlenden Skaleneffekten. Solaris wiederum kämpfte mit regulatorischen Problemen, verlor das Vertrauen wichtiger Partner und konnte den eigenen Wachstumskurs nicht halten. Dazu kamen überzogene Bewertungen in Boom-Zeiten, die später nicht mehr tragbar waren.

Jan Beckers zieht sich zurück

Für Jan Beckers, lange als einer der einflussreichsten Investoren der Berliner Start-up-Szene gefeiert, bedeutet der Niedergang von Finleap auch eine persönliche Wende. Er konzentriert sich inzwischen stärker auf seine Tätigkeit als Fondsmanager – ein klares Zeichen, dass er mit dem Fintech-Ökosystem abgeschlossen hat. Auch Mitgründer Ramin Niroumand tritt kaum noch öffentlich in Erscheinung. Die große Euphorie ist verflogen.

Was bleibt von Finleap?

Einige Firmen aus dem Finleap-Kosmos existieren noch, darunter Finreach oder PAIR Finance, doch sie haben längst nicht die Strahlkraft, die Beckers und Niroumand einst versprachen.

Die Geschichte von Finleap ist eine Mahnung: Große Visionen und starke Netzwerke reichen nicht immer aus, wenn das Geschäftsmodell nicht funktioniert. Die Berliner Fintech-Szene hat ihren einstigen Vorzeigestart-up-Inkubator verloren – und muss sich neu sortieren.

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