Schnelle Gewinne oder schnelle Verluste?
Finfluencer – eine Wortschöpfung aus "Finanz" und "Influencer" – sind auf Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok allgegenwärtig. Sie präsentieren sich in glänzenden Profilen, versprechen leichte und schnelle Gewinne und ziehen damit vor allem junge Anleger in ihren Bann.
Die digitalen Persönlichkeiten nutzen hochwertige Produktionen, um ihre Botschaften zu verbreiten: Professionelle Videos, überzeugend dargestellte Strategien und das Image des unkomplizierten Reichtums. Doch der Glanz trügt oft. Viele Finfluencer stützen ihre Ratschläge auf oberflächliche Recherchen und ein gefährliches Halbwissen.
Sie sprechen von komplexen Finanzprodukten mit einer Leichtigkeit, die kritische Details und Risiken oft ausspart. Was in ihren Beiträgen fehlt, sind die realen Herausforderungen und Risiken des Investierens, die ein umfassendes Verständnis und eine sorgfältige Planung erfordern.
Das große Geschäft mit den großen Zahlen
In der Tat ist das Phänomen beeindruckend: Über 350 aktive Finfluencer im deutschsprachigen Raum erreichen zusammengenommen mehr als zehn Millionen Follower.
Die Zahlen klingen beeindruckend, aber sie verbergen eine weniger schmeichelhafte Wahrheit. Viele dieser Influencer haben eher Fähigkeiten im Entertainment als in der Finanzwissenschaft.
Sie verstehen es meisterhaft, ihre Inhalte zu verpacken und ihre Persönlichkeit in den Vordergrund zu rücken, was tatsächliche Expertise oft in den Schatten stellt. Ihre Tipps erscheinen als einfache Lösungen für komplexe Probleme und sind häufig nicht mehr als gut verpackte Werbung.
Studien, wie die der HHL Leipzig Graduate School of Management, zeigen auf, dass die meisten Finfluencer mit ihren Anlageempfehlungen sogar hinter dem Markt herhinken.
Versteckte Interessen – Wenn Werbung als Rat getarnt wird
Die wohl größte Herausforderung im Umgang mit Finfluencern ist die fehlende Transparenz ihrer wirtschaftlichen Interessen. Viele dieser Influencer verdienen direkt an den Produkten, die sie empfehlen – sei es durch Provisionen, Affiliate-Links oder direkte Partnerschaften mit Finanzdienstleistern.
Die finanziellen Verflechtungen bleiben oft im Hintergrund, was zu einem signifikanten Interessenkonflikt führt. Die Grenze zwischen ehrlichem Rat und versteckter Werbung verschwimmt, was es besonders für unerfahrene Anleger schwer macht, zu erkennen, wann sie lediglich als potenzielle Kunden gesehen werden. Hinzu kommt, dass gesetzliche Vorgaben zur Kennzeichnung von Werbung zwar existieren, diese jedoch von Finfluencern nicht immer eindeutig oder sichtbar umgesetzt werden.
Das führt dazu, dass Inhalte, die als neutrale Ratschläge oder Meinungen präsentiert werden, tatsächlich verkappte Werbung sein können. Die Problematik wird verstärkt durch die Praxis einiger Plattformen, die Größe und Farbe der Werbekennzeichnungen so anzupassen, dass sie leicht zu übersehen sind – eine Taktik, die die Entscheidungsfindung der Anleger bewusst oder unbewusst beeinflusst.
Die Wissenschaft spricht Klartext
Wissenschaftliche Untersuchungen legen die Schwächen der Finfluencer offen. Ein prominentes Beispiel ist die Studie des Swiss Finance Institute, die sich intensiv mit den Anlagestrategien der Finfluencer auseinandergesetzt hat.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Mehrheit dieser selbsternannten Finanzexperten schneidet konsequent schlechter ab als der allgemeine Markt. Dies untermauert die Skepsis vieler Kritiker und bestätigt, dass das tatsächliche Finanzwissen vieler Influencer oft oberflächlich ist. In manchen Fällen folgt eine hohe Anzahl an Followern nicht aus echtem Erfolg am Markt, sondern aus dem geschickten Einsatz von Marketing und Selbstpromotion.
Die Studie stellt klar, dass eine große Reichweite nicht gleichbedeutend mit tiefgehender Finanzkenntnis ist und warnt Anleger davor, den glänzenden Präsentationen auf sozialen Plattformen blind zu vertrauen. Besonders problematisch wird es, wenn diese Influencer ohne entsprechende Qualifikationen oder Lizenzen konkrete Anlageempfehlungen aussprechen, was nicht nur riskant, sondern auch irreführend sein kann.
Neue Regeln am Horizont
Angesichts der offengelegten Probleme und Risiken, die mit Finfluencern verbunden sind, wird der Ruf nach strengeren Regulierungen immer lauter. Die politische Landschaft reagiert darauf: Die Grünen, eine der führenden Parteien in Deutschland, treiben Forderungen nach schärferen Gesetzen voran, die die Werbepraktiken von Influencern regulieren sollen.
Ziel dieser Gesetzesinitiativen ist es, die Werbung für bestimmte, oft risikoreiche Finanzprodukte durch Influencer einzuschränken. Solche Maßnahmen sind nicht nur darauf ausgelegt, den Verbraucherschutz zu stärken, sondern auch die Seriosität und Glaubwürdigkeit der Finanzberatung in sozialen Medien zu erhöhen.
Die geplanten Gesetze würden klare Richtlinien vorgeben, wie Finfluencer ihre wirtschaftlichen Verbindungen offenlegen müssen, und sicherstellen, dass Anlageempfehlungen nachvollziehbar und fundiert sind.