25. Oktober, 2024

Wirtschaft

Finanzwelt in der Krise: Nicht-finanzielle Vergehen im Fokus

Finanzwelt in der Krise: Nicht-finanzielle Vergehen im Fokus

Im britischen Finanzsektor schlagen die Berichte über Mobbing und andere nicht-finanzielle Verfehlungen hohe Wellen: Laut der Finanzaufsichtsbehörde (FCA) sind diese innerhalb von drei Jahren um mehr als zwei Drittel gestiegen. Im Jahr 2023 wurden durchschnittlich 7,2 Vorfälle pro 1.000 Beschäftigten verzeichnet, verglichen mit 4,2 im Jahr 2021, was auf eine erhöhte Meldebereitschaft in der Branche hindeutet.

Nicht-finanzielle Vergehen umfassen Beschwerden von sexueller Belästigung und Rassismus bis hin zu ungewöhnlicheren Problemen wie unerwünschten Haustieren im Büro. Ein Viertel der gemeldeten Vorfälle im letzten Jahr waren Fälle von Mobbing, während Diskriminierung 23 Prozent der Berichte ausmachte. Diese Zahlen könnten eine wachsende Bereitschaft widerspiegeln, über Missstände zu sprechen, statt einer tatsächlichen Zunahme der Vorfälle.

Dame Meg Hillier, Vorsitzende des Finanzausschusses im Parlament, meinte, die Entwicklungen könnten darauf hindeuten, dass der Sektor Rückschritte mache. Der Ausschuss hat bereits zuvor eine erschreckende Häufigkeit von sexueller Belästigung und Mobbing in der Finanzwelt festgestellt, die insbesondere Frauen benachteiligt.

Bemerkenswert ist die verstärkte Sensibilisierung für nicht-finanzielle Vergehen, insbesondere nach aufsehenerregenden Fällen. Beispielsweise verließ Hedgefonds-Gründer Crispin Odey seine Firma nach Untersuchungen, die Vorwürfe gegen ihn aufdeckten. Dabei gehen immer mehr Mitarbeiter den Weg der Arbeitsgerichte, um sich gegen solche Vergehen zu wehren.

In 43 Prozent der gemeldeten Fälle ergriffen Unternehmen direkt Maßnahmen, wobei finanzielle Sanktionen selten verhängt wurden. Gehaltsanpassungen betrafen meist nicht ausgeschüttete, variable Vergütungen. Auffälligerweise wurden häufiger Maßnahmen bei Gewalt- und Einschüchterungsvergehen ergriffen als bei Diskriminierung.

Vertraulichkeits- und Vergleichsvereinbarungen im Bankensektor nahmen ebenfalls ab, was als Reaktion auf den weit verbreiteten Widerstand gegen Geheimhaltungsvereinbarungen zu verstehen ist, vor allem im Kontext von Vorwürfen der sexuellen Belästigung.

Erstmals führte die Aufsichtsbehörde diese Umfrage durch, um mehr Transparenz in der Branche zu schaffen. Sarah Pritchard von der FCA äußerte, dass Transparenz den Finanzfirmen helfen soll, sich mit ihren Mitbewerbern zu messen und kritisch zu hinterfragen, warum sie in bestimmten Bereichen hervorstechen.

Für das laufende Jahr plant die Behörde, neue Leitlinien für den Umgang mit nicht-finanziellem Fehlverhalten bereitzustellen.