Das von Union und SPD geplante Finanzpaket zur Förderung von Rüstungs- und Infrastrukturprojekten könnte der deutschen Wirtschaft einen erhofften Aufschwung bescheren, warnt jedoch gleichzeitig vor möglichen Risiken. Diese Einschätzung teilt Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank in einer aktuellen Analyse. Die ehrgeizigen Zukunftsinvestitionen der möglichen neuen Regierungskoalition haben das Potenzial, die Konjunktur spürbar zu stärken, könnten jedoch zugleich sowohl die europäischen Zinspolitik als auch die Inflation maßgeblich beeinflussen.
Ein zentraler Aspekt der Diskussion ist der Einfluss auf die Renditen deutscher Staatsanleihen. Holstein äußert Besorgnis darüber, dass die geplante Ausweitung der Verschuldung diese Renditen erheblich ansteigen lassen könnte. Tatsächlich haben die Marktreaktionen bereits spürbare Veränderungen gezeigt: Die Renditen für Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit stiegen um 0,20 Prozentpunkte auf einen Stand von 2,73 Prozent, den höchsten seit November 2023. Ähnliche Entwicklungen sind auch in anderen Ländern der Eurozone zu beobachten, was auf eine breitere Marktbewegung hindeutet.
Darüber hinaus sieht Holstein die Gefahr eines Inflationsanstiegs durch das Finanzpaket. Besonders im Fokus steht die Möglichkeit steigender Löhne und eine intensive Nachfrage, die die Europäische Zentralbank (EZB) möglicherweise zwingen könnte, ihre Zinspolitik weniger expansiv zu gestalten als bisher angenommen. Vor dem Hintergrund der zuletzt gesunkenen Inflation hatte die EZB im vergangenen Jahr eine Serie von Zinssenkungen vorgenommen und plant auch weiterhin, ihren Kurs anzupassen. Doch mit dem neuen Paket könnten die Voraussetzungen für die künftige Zinspolitik auf den Prüfstand gestellt werden.