19. März, 2025

Märkte

Finanzmärkte im Aufruhr: Politische Spannungen in der Türkei sorgen für Turbulenzen

Finanzmärkte im Aufruhr: Politische Spannungen in der Türkei sorgen für Turbulenzen

Ein politischer Sturm erschüttert die Finanzlandschaft der Türkei und hat sowohl die Landeswährung Lira als auch die Börsenmärkte massiv unter Druck gesetzt. Der am Mittwoch erlassene Haftbefehl gegen Ekrem Imamoglu, den Istanbuler Bürgermeister und prominenten Gegner von Staatschef Recep Tayyip Erdogan, hat die Märkte in Turbulenzen versetzt. Die Lira erzielte gegenüber dem Euro und dem US-Dollar neue Rekordtiefs, und der Aktienmarkt in Istanbul stürzte dramatisch ab. Auch die Anleiherenditen stiegen deutlich an.

Mit der bevorstehenden Nominierung Imamoglus als Präsidentschaftskandidat, sieht sich dieser nun mit Anschuldigungen wegen Korruption und Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation konfrontiert. Diese Vorwürfe erhob die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu, die sich auf Angaben der Staatsanwaltschaft beruft. Die politische Opposition sprach von einem versuchten Staatsstreich und rief zu landesweiten Protesten auf.

Die bereits angespannte Wirtschaftslage der Türkei verschärft sich durch die aktuellen Entwicklungen weiter. Die Lira fiel zeitweise auf ein historisches Tief von 41 Lira pro Dollar, trotz einer Intervention türkischer Banken, die mit massivem Dollarverkauf von bis zu neun Milliarden auf Stabilisierung hinarbeiteten. Die weiterhin hohe Inflation im Land belastet die Wirtschaft zusätzlich, auch wenn sie von den extremen 85 Prozent im Jahr 2022 auf immer noch beachtliche 39 Prozent gesenkt werden konnte.

Bereits in der Vergangenheit hatte Staatschef Erdogan mit seiner unorthodoxen ökonomischen Sichtweise für Kritik gesorgt, als er behauptete, dass hohe Zinsen die Inflation anfachen würden. Diese Linie führte zu einer Entlassungswelle unter Notenbankern, die seiner Meinung widersprachen. Während Erdogan zuletzt die öffentliche Diskussion über Geldpolitik vermied, sehen Experten kritisch auf die Möglichkeit einer Rückkehr zu früheren Ansichten und Praktiken.

Der Leitindex der Borsa Istanbul 100 fiel um über neun Prozent – der stärkste Tagesverlust seit Februar 2022. Im Sog der politischen Unsicherheiten gingen auch die Anleihekurse bergab. Experten wie Piotr Matys und Richard Segal äußerten Bedenken über das zunehmende politische Machtstreben Erdogans und die dadurch genährten Zweifel an den demokratischen Prozessen im Land. Diese Entwicklungen erzwingen eine Neubewertung türkischer Vermögenswerte, wobei die zuvor optimistischen Marktstimmungen stark auf die Probe gestellt werden.

Zu Beginn des Monats hatten ungeahnt positive Inflationsdaten, Leitzinssenkungen und Hoffnungen auf engere EU-Beziehungen die türkischen Aktienkurse beflügelt. Der aktuelle Absturz jedoch hat einen Großteil der bis dahin erzielten Gewinne zunichtegemacht und hinterlässt Investoren mit großer Unsicherheit über die Zukunft der türkischen Wirtschaftspolitik.