Die renommierte Ratingagentur Fitch hat am Freitagabend Alarmglocken in Österreich läuten lassen, indem sie den Ausblick der Kreditwürdigkeit des Landes von "stabil" auf "negativ" herabgestuft hat. Zwar behält Österreich weiterhin eine beeindruckende "AA+" Bewertung, doch droht bei einer potenziellen Abstufung eine Verteuerung neuer Staatsschulden. Zudem wird ein Defizitverfahren der Europäischen Union immer wahrscheinlicher.
Im Mittelpunkt der herabgestuften Bewertung stehen ein höher als erwartetes Budgetdefizit im Jahr 2024 sowie eine Verschlechterung der makroökonomischen und fiskalpolitischen Aussichten. Die politische Zersplitterung des Landes trägt ihren Teil dazu bei: Gescheiterte Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS haben eine zügige Budgetkonsolidierung erschwert. Nun laufen Gespräche zwischen FPÖ und ÖVP, die die politische Landschaft zusätzlich fragmentieren.
Fitch prognostiziert eine baldige Einleitung eines EU-Defizitverfahrens, da die Wahrscheinlichkeit als gering eingestuft wird, dass eine neue Regierung die notwendigen Schritte zur Reduzierung des Haushaltsdefizits unternimmt. Die makroökonomischen Perspektiven gelten bereits als schwach, wodurch dringend benötigte Reformen kaum umsetzbar erscheinen.
Positiv bleibt jedoch, dass Fitch die diversifizierte Wirtschaft Österreichs, den Euro als Reservewährung, starke politische und soziale Institutionen sowie robuste Außenfinanzen hervorhebt. Trotz des Endes der Gaslieferungen von Gazprom erwartet die Agentur keinen drastischen Preissprung. Ein Wehrmutstropfen stellt allerdings die schleichende Erosion der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Österreichs dar.