Die durchschnittlichen Rücklagen eines Amerikaners im Alter von 65 bis 74 Jahren betrugen 2022 laut Federal Reserve etwa 609.000 US-Dollar. Positive Entwicklungen an den Börsen in den letzten Jahren dürften dieses durchschnittliche Guthaben weiter erhöht haben.
Finanzielle Sicherheit im Ruhestand hängt jedoch nicht nur vom Sparen allein ab. Es ist ebenso wichtig, diese Ersparnisse klug zu nutzen, damit sie lange genug reichen. Laut einer Umfrage von Gallup geben 79 % der Ruheständler zwischen 65 und 80 Jahren an, über ausreichend Mittel für einen komfortablen Ruhestand zu verfügen.
Trotz dieser positiven Einschätzung kämpfen viele Rentner mit der Ausgabe ihrer angesammelten Ersparnisse. Der Hauptgrund? Die Angst, dass ihre Rücklagen erschöpft sein könnten. Dr. Brian Portnoy, Gründer von Shaping Wealth, erklärte gegenüber Forbes, dass lebenslange Gewohnheiten der Disziplin und Vorsicht schwer abzulegen sind, selbst wenn man ein neues Lebensstadium erreicht.
Ein Hauptproblem für viele Ruheständler, die ihr Leben lang fleißig gespart haben, ist, dass sie nicht wissen, wie sie ihre Ersparnisse im Ruhestand richtig nutzen können. Dies hängt oft mit der von Portnoy erwähnten Angst und dem Unbehagen zusammen.
Eine Umfrage von Allianz Life Insurance im Jahr 2024 ergab, dass 63% der Amerikaner mehr Angst davor haben, ihr Geld zu verlieren, als vor dem Tod. Inflation, Sozialversicherung und Steuern sind laut der Umfrage Hauptfaktoren für diese Ängste.
Seit Mitte 2021 ist die jährliche Inflationsrate gestiegen. Diese ungewöhnlich hohen Inflationsraten haben viele Menschen verunsichert, was ihre Fähigkeit betrifft, ihre Ausgaben zu decken. Gleichzeitig steckt die Sozialversicherung in einer finanziellen Krise und könnte ab 2035 Kürzungen vornehmen müssen. Änderungen im Steuergesetz könnten ebenfalls finanzielle Folgen haben.
Wenn man Angst vor leeren Kassen hat, ist eine Lösung, möglichst sparsam zu leben. Diese Methode kann jedoch zu einem weniger erfüllten Lebensstil führen. Ein besserer Ansatz könnte sein, sich mit einem Finanzberater zusammenzusetzen und eine Strategie zu entwickeln, die den gewünschten Lebensstil im Ruhestand ermöglicht.
Für Jahre empfahlen Experten die 4%-Regel, welche vorsieht, dass man im ersten Jahr des Ruhestandes 4% seines Sparguthabens entnimmt und die Entnahmen in den folgenden Jahren an die Inflation anpasst. Doch dies ist nicht für jeden optimal. Eine maßgeschneiderte Entnahmerate, die auf individuellen Bedürfnissen und Zielen basiert, kann sinnvoller sein.
Ein Finanzberater kann auch helfen, ein planbares Einkommen im Ruhestand zu sichern und steuerliche Aspekte zu berücksichtigen. Kommunalanleihen bieten beispielsweise regelmäßige Zinszahlungen und sind steuerlich begünstigt.
Letztlich liegt es an jedem Einzelnen, seine Einstellung zu Geld zu ändern. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, warum man gespart hat: um sich einen komfortablen Ruhestand zu ermöglichen. Das Ausgeben der Ersparnisse sollte also im Einklang mit diesem Ziel stehen.
Werkzeuge wie der Rat eines Finanzberaters und das bewusste Erleben von Ausgaben können dabei helfen, Vertrauen in die finanzielle Situation zu gewinnen und den Ruhestand in vollen Zügen zu genießen.