Ein spektakuläres Szenario entfaltet sich in der deutschen politischen Landschaft: CDU-Chef Friedrich Merz hat bereits vor seiner mutmaßlichen Wahl zum Kanzler einen bemerkenswerten politischen Spagat hingelegt. Noch vor wenigen Wochen verteidigte er in jeder Wahlveranstaltung leidenschaftlich die Unantastbarkeit der Schuldenbremse und geißelte milliardenteure Wahlversprechen ohne klaren Finanzierungsplan. Sein Versprechen, die angeblichen Leistungsträger der Gesellschaft zu mobilisieren, schien vielen Wählern nicht glaubwürdig, was vermutlich zu einem der schwächsten Wahlergebnisse der Union in der jüngeren Vergangenheit führte.
Überraschenderweise zeigt sich die angestrebte Koalition aus CDU, CSU und SPD bereits in vorauseilender Einigkeit und verständigte sich auf ein Finanzpaket von beeindruckendem Ausmaß – ein der Ampelkoalition unerreichter Traum. Diese Entwicklung steht in einem ironischen Kontrast zu Merz’ früheren Ankündigungen und erinnert stark an die Politik seiner Vorgängerin Angela Merkel. Die Union setzt dadurch unerwartet auf einen Kurs, der sozialdemokratische Züge trägt, was die politische Kommentatorenlandschaft in helle Aufregung versetzt und wohl noch länger für Gesprächsstoff sorgen wird.