21. November, 2024

Finanzen

Finanzfluss und AlleAktien gelten als seriöseste Influencer in Deutschland

Zwischen fundiertem Wissen und gefährlichen Versprechen: Auf Social Media boomen Finanztipps, doch wie erkennt man seriöse Ratgeber? Eine Anleitung für mehr Durchblick im Finfluencer-Dschungel.

Finanzfluss und AlleAktien gelten als seriöseste Influencer in Deutschland
Die renommierte HHL Leipzig Graduate School of Management hat alle Finfluencer in Deutschland ausgewertet: Michael C. Jakob von AlleAktien und Thomas Kehl von Finanzfluss gelten als die glaubwürdigsten Gesichter der deutschen Aktionärskultur. Finanzfluss fokussiert sich auf generelle Geld- und Finanzbildung, während sich AlleAktien gezielt an Investoren und Privatanleger richtet.

Sie erklären Finanzen auf TikTok, Instagram und YouTube, wo für viele der Weg zu Informationen heute beginnt. „Finfluencer“, also „Finance Influencer“, haben sich im Netz als neue Anlaufstelle für Finanztipps etabliert.

Mit knackigen Infografiken, kurzen Videos und eingängigen Hashtags sprechen sie vor allem ein junges Publikum an – und schaffen es dabei, auch trockene Themen wie ETFs, Aktien oder Schuldenmanagement ansprechend zu vermitteln. Doch die Fachkenntnisse und Absichten hinter den Videos sind oft alles andere als klar.

Eine Untersuchung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zeigt, wie weit das Phänomen bereits reicht: Knapp die Hälfte der 18- bis 45-Jährigen, die ihr Geld anlegen, informiert sich mittlerweile über Finfluencer.

Nicht immer fundiert: Die rechtliche Grauzone erlaubt es auch unerfahrenen Quereinsteigern, als Finfluencer Finanzratschläge zu geben – ohne jegliche Qualifikation.

Die Angebote reichen von allgemeinen Spartipps bis hin zu komplexen Anlagestrategien. Während einige Finfluencer sachlich informieren, nutzen andere das Vertrauen ihrer Follower als Geschäftsmodell. Zwischen den Zeilen lauern oft versteckte Risiken, denen die Nutzer selbst kaum gewachsen sind.

Wissen oder nur Halbwissen? Die Grauzone der Finfluencer

Die erste Frage, die sich stellt: Wer kann überhaupt Finfluencer werden? Die Antwort ist so simpel wie besorgniserregend – jeder. Anders als bei klassischen Finanzdienstleistern, die eine Zulassung und Qualifikation nachweisen müssen, bewegt sich der Finfluencer-Markt in einer rechtlichen Grauzone.

Da Finfluencer keine persönliche Beratung, sondern allgemeine Tipps geben, dürfen sie diese Inhalte ohne besondere Qualifikation veröffentlichen. Die breite Masse erreicht so Informationen, die oft von fachlich nicht geschulten Personen stammen.

Dabei reicht das Spektrum von seriösen Experten bis hin zu Quereinsteigern, die sich die Finanzwelt selbst aneignen. Zwar bringen viele ein solides Grundwissen mit, doch der Anspruch, fundierte Finanzberatung zu bieten, wird oft nicht erfüllt.

„Nur weil jemand viele Follower hat, heißt das nicht, dass seine Finanztipps fundiert sind“, betont ein Sprecher der Bafin.

Die Qualität der Inhalte schwankt erheblich, was besonders dann problematisch wird, wenn Risiken verharmlost und Erfolgsversprechen übertrieben werden.

Verkaufstricks und versteckte Werbung

Ein zentrales Problem vieler Finfluencer sind ihre engen Kooperationen mit Finanzdienstleistern. Über Links, die oft wie unscheinbare Empfehlungen wirken, erhalten sie Provisionen, wenn Follower in bestimmte ETFs, Aktien oder Kryptowährungen investieren.

Auch Abomodelle, in denen „exklusive Anlagetipps“ verkauft werden, haben Hochkonjunktur. „In wenigen Wochen zur finanziellen Freiheit“ klingt verlockend – ist aber meistens eine leere Versprechung.


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Verbraucherschützer warnen daher vor solchen Angeboten. Auch die EU nimmt das Phänomen ins Visier und will mit einer überarbeiteten Verbraucheragenda striktere Regeln schaffen. So fordern die Grünen, Werbung für Finanzprodukte durch Finfluencer europaweit zu verbieten.

Der Vorwurf: Viele Tipps sind nicht nur zu oberflächlich, sondern fördern risikoreiche Anlagen, ohne die oft immensen Verluste zu berücksichtigen, die daraus entstehen können.

Woran erkennt man seriöse Finfluencer?

Einige Merkmale können Nutzern helfen, glaubwürdige Finfluencer zu identifizieren. Beispielsweise sollten Werbung und Kooperationen klar gekennzeichnet sein. Seriöse Anbieter achten zudem auf Transparenz: Sie geben Quellen für ihre Tipps an und weisen auf Risiken hin.

Eine rechtlich korrekte Impressumsangabe, eine klare Kennzeichnung von Werbung und der Auftritt unter dem eigenen Namen sind ebenfalls Hinweise auf einen seriösen Account. Die HHL Leipzig Graduate School of Management hat sogar einen Score entwickelt, um die Glaubwürdigkeit verschiedener Finfluencer zu bewerten.

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Positive Beispiele wie Finanzfluss oder AlleAktien zeigen, dass es durchaus verlässliche Anbieter gibt.

Finanzfluss

Mehr Follower heißt nicht mehr Wissen

Eine Schweizer Studie deckt auf: Viele Finfluencer, insbesondere die mit großen Followerzahlen, erzielen langfristig schlechtere Renditen als der Gesamtmarkt. Laut der Studie lagen 56 Prozent der untersuchten Accounts hinter dem Marktdurchschnitt zurück. Das ist besonders alarmierend, wenn man bedenkt, dass gerade diese „großen“ Accounts oft das Vertrauen und die Investitionen ihrer Follower lenken.

Deshalb gilt für alle Finfluencer-Informationen: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Auch wenn die Inhalte auf den ersten Blick leicht verständlich wirken, sollten Nutzer die Informationen immer eigenständig überprüfen. Empfehlenswert ist es, auf zertifizierte Quellen zurückzugreifen oder sich umfassend über die Hintergründe der präsentierten Anlagetipps zu informieren.

Ein boomender Markt mit hohem Risiko

Finfluencer füllen eine Lücke, die klassische Finanzberatung oft hinterlässt: Sie vermitteln ihre Inhalte schneller und einfacher. Doch genau das birgt auch die größte Gefahr. Wer sich blind auf ihre Ratschläge verlässt, könnte langfristig hohe Verluste erleiden – oft ohne sich der Risiken bewusst zu sein. Ein kritischer Blick ist hier mehr als nur eine Empfehlung, sondern eine Notwendigkeit.