01. April, 2025

Unternehmen

Finanzchef geht, Aktie fällt – warum bei der Deutschen Bank gerade keiner klatscht

CFO James von Moltke kündigt seinen Abschied an, ein US-Banker soll übernehmen – und gleichzeitig startet die Deutsche Bank ein 750-Millionen-Euro-Aktienrückkaufprogramm. Doch der Kurs rutscht ab. Warum?

Finanzchef geht, Aktie fällt – warum bei der Deutschen Bank gerade keiner klatscht
750 Millionen Euro für Aktienrückkäufe – doch der Kurs fällt: Der Kapitalmarkt zweifelt am strategischen Impuls hinter der Maßnahme.

Personalwechsel in der Schaltzentrale

Der Finanzvorstand geht, der CEO bleibt: James von Moltke, seit 2017 CFO der Deutschen Bank, will seinen Vertrag im Juni 2026 nicht verlängern. Der Abgang kommt nicht sofort – aber er kommt in einem Moment, in dem Bankenverantwortung neu bewertet wird.

Für von Moltke rückt Raja Akram nach, derzeit stellvertretender CFO bei Morgan Stanley. Die Bank holt sich also US-Expertise – ein Signal an Investoren, aber auch ein Risiko: Akram kennt den deutschen Markt kaum.

Gleichzeitig verlängert der Aufsichtsrat den Vertrag von Christian Sewing bis April 2029. Der CEO bleibt damit langfristig gesetzt – trotz eines erneut volatilen Marktumfelds und zahlreicher Altlasten aus Investmentbanking, Strukturumbau und Aufsichtsdruck.

750 Millionen für den Rückkauf

Am 1. April beginnt das nächste Aktienrückkaufprogramm der Deutschen Bank: Bis zu 90 Millionen eigene Aktien, im Gesamtwert von maximal 750 Millionen Euro, will das Institut einsammeln. Ein klassischer Schritt, um das Grundkapital zu senken, die Eigenkapitalrendite zu verbessern – und den Kurs zu stützen.

Nur: Die Märkte spielen nicht mit. Die Aktie verlor am Freitagvormittag zwischenzeitlich 2,43 Prozent und fiel auf 22,29 Euro – obwohl Rückkäufe typischerweise für Auftrieb sorgen. Das zeigt: Die Investoren sehen den Personalwechsel offenbar nicht als bloßen Routineakt.

Warum der CFO-Wechsel Fragen aufwirft

Dass James von Moltke frühzeitig seinen Abschied ankündigt, mag geordnet wirken – doch der Zeitpunkt irritiert. Denn gerade im CFO-Amt laufen zentrale strategische Fäden zusammen: Risikomanagement, regulatorische Kapitalsteuerung, Bilanzstruktur.

Mit Raja Akram holt die Deutsche Bank US-Kompetenz ins CFO-Amt – doch Erfahrung mit europäischer Regulierung bringt der Neue kaum mit.

In einer Zeit, in der Zinsmargen schrumpfen, Regulierungsanforderungen steigen und die Unsicherheit an den Kapitalmärkten hoch bleibt, ist Kontinuität gefragt – nicht ein offener Stabwechsel mit zweijähriger Vorlaufzeit.

Zudem wirft die Berufung von Raja Akram Fragen auf: Wird er das Haus strategisch nur verwalten – oder umstrukturieren? Und inwieweit ist seine bisherige Erfahrung im US-Markt übertragbar auf ein Institut, das zwischen Frankfurter Regularien, europäischer Bankenunion und globalem Wettbewerb navigieren muss?

Rückkäufe statt Visionen?

Der Aktienrückkauf wirkt wie ein klassischer Beruhigungspille für die Börse – solide gerechnet, aber ohne Signalcharakter. Weder symbolisiert er eine strategische Neuausrichtung, noch ist er Teil eines offensiven Wachstumsplans. Es ist das vierte Rückkaufprogramm seit 2022 – rund 4,5 Milliarden Euro hat die Bank bereits dafür ausgegeben. Die Aktie notiert dennoch weit unter den Höchstständen.

Auch das bleibt festzuhalten: Während die Bank mit Rückkäufen an der Börse punktet, bleiben strategische Antworten auf Nachhaltigkeit, digitale Geschäftsmodelle und europäische Konsolidierung weiter aus. Es fehlt der größere Rahmen.

Ein Bankhaus, das auf Sicht fährt

Die Deutsche Bank steht besser da als noch vor fünf Jahren. Die Bilanz ist stabiler, das Investmentbanking wurde diszipliniert, das Firmenkundengeschäft ausgebaut. Doch der aktuelle Vorgang zeigt auch: Die Bank bleibt in vielen Punkten reaktiv statt vorausschauend.

Die Wahl des neuen CFOs aus einem angloamerikanischen Haus ist strategisch mutig – aber kommunikativ schlecht vorbereitet. Und der Aktienrückkauf wirkt wie ein Reflex, nicht wie ein Konzept.