Die neue internationale Ausrichtung des deutschen Optikerkonzerns Fielmann stößt bei Anlegern auf Skepsis. Am Freitag legte das Unternehmen seine jüngsten Quartalszahlen vor und musste direkt einen Kursrutsch verkraften: Die Aktie fiel zeitweise um über acht Prozent und erreichte den niedrigsten Stand seit Ende August. Grund für die Enttäuschung sind laut Analysten eine schwächelnde Nachfrage in Europa und ein US-Geschäft, das weniger profitabel ist als erhofft.
Mit einem Umsatzanstieg von 15,3 Prozent auf 601 Millionen Euro im dritten Quartal konnte Fielmann zwar erneut zweistelliges Wachstum verzeichnen.
Der Nettogewinn sank jedoch trotz der Umsatzsteigerung aufgrund höherer Integrations- und Restrukturierungskosten um 7,3 Prozent auf 39,2 Millionen Euro. Analysten hatten höhere Erträge erwartet, und das spiegelt sich nun im Kurs wider.
Expansion in die USA – Risiko oder Wachstumstreiber?
Mit der Übernahme mehrerer US-Unternehmen wollte Fielmann seinen Umsatz weltweit steigern. Tatsächlich trug die US-Expansion im bisherigen Jahr rund 127 Millionen Euro zum Gesamtumsatz bei.
Doch die Margen in den USA bleiben hinter den europäischen Märkten zurück, wo Fielmann inzwischen eine operative Rendite von 23,6 Prozent erreicht – im Vergleich zu lediglich 22,4 Prozent im Gesamtkonzern. Die USA stellen das Unternehmen damit vor eine strategische Herausforderung: Will Fielmann weiterhin auf die Expansion setzen oder sich auf seine Kernmärkte konzentrieren?
Analysten sehen diesen strategischen Kurs kritisch.
„Fielmann ist momentan sehr stark auf das Wachstum in den USA fokussiert, während die DACH-Region weiterhin nicht das erhoffte Wachstum bringt“, bemängelt Thilo Kleibauer von Warburg Research.
Ein stärkeres Absatzwachstum aus eigener Kraft in Deutschland, Österreich und der Schweiz sei nötig, um die Gewinnmargen nachhaltig zu stärken.
Schwaches Konsumklima bremst Wachstum in Deutschland
Der deutsche Markt, in dem Fielmann traditionell stark aufgestellt ist, leidet derzeit unter einem schwachen Konsumklima. Die Konsumfreudigkeit in Deutschland und Europa insgesamt bleibt verhalten, was sich direkt auf die Nachfrage nach Produkten im mittleren Preissegment auswirkt.
„Das Umfeld für Verbraucher in Europa ist derzeit anspruchsvoll, Konsumenten halten sich bei Ausgaben zurück“, erklärt Volker Bosse von der Baader Bank.
Im Vergleich zu den dynamisch wachsenden Märkten in Spanien und Polen zeigt die DACH-Region im bisherigen Jahresverlauf ein moderates Wachstum zwischen fünf und neun Prozent.
Doch die Zukäufe in den USA sind nicht allein die Lösung: Trotz des Wachstums fallen dort hohe Integrationskosten an, die den Gewinn belasten und die Rentabilität dämpfen.
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Prognose bleibt stabil – aber wie lange noch?
Fielmanns Management hält unterdessen an seiner Prognose fest und erwartet weiterhin, dass der Umsatz im Geschäftsjahr 2024 um 15 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro steigen wird. Auch die Profitabilität soll laut Unternehmen stabil bleiben. Doch Analyst Bosse äußert Zweifel:
„Vor den Quartalszahlen wirkte das Jahresziel konservativ, jetzt könnte es sogar zu ambitioniert sein.“
Er merkt an, dass die Prognose auf einem positiven Jahresendgeschäft basiert, das unter den derzeitigen Marktbedingungen möglicherweise nur schwer erreichbar ist.
Ein weiteres Signal für die Unsicherheit rund um die Fielmann-Aktie ist der technische Kursverlauf. Am Freitag fiel die Aktie unter die wichtige 200-Tage-Linie, die aktuell bei 43,87 Euro verläuft und als Indikator für den längerfristigen Trend gilt. Dieser technische Rückschlag könnte das Vertrauen der Anleger weiter erschüttern und langfristig zu weiteren Abverkäufen führen.
Blick in die Zukunft: Eine Neuausrichtung könnte nötig sein
Insgesamt bleibt die Frage offen, ob Fielmann den richtigen Kurs eingeschlagen hat. Die ambitionierte Expansion in den USA eröffnet neue Marktchancen, doch die Risiken sind hoch.
Im Wettbewerbsmarkt Optik, der auf schlanke Kostenstrukturen und effiziente Prozesse angewiesen ist, sind Anpassungen notwendig, um profitables Wachstum zu sichern. Eine strategische Neuausrichtung, die sich auf die Stärkung des Kerngeschäfts in der DACH-Region konzentriert, könnte mittelfristig erforderlich werden.