Vor den bevorstehenden US-Wahlen bieten zwei neue BBC-Dokumentationen über Donald Trump eine fesselnde Doppelfunktion. Während die eine aufzeigt, warum viele Trumps Kandidatur als Bedrohung für die amerikanische Demokratie sehen, erklärt die andere, warum er immer noch realistische Chancen auf eine Wiederwahl hat.
Die Dokumentation "Trump: The Criminal Conspiracy Case" befasst sich mit den Anklagen wegen Wahlverschwörung, die gegen Trump und 18 Mitangeklagte in Georgia erhoben wurden, nachdem Trump 2020 mit nur 11.780 Stimmen unterlag. Trump bestreitet sämtliche Vorwürfe. Durch Interviews mit Zeugen, Angeklagten, Staatsanwälten und Trump-Vertretern wird eine klare Analyse der angeblichen "Verschwörung zur unrechtmäßigen Änderung des Wahlergebnisses" in Georgia und der breiteren Bemühungen der MAGA-Kampagne zur Untergrabung der Legitimität von Joe Bidens Sieg geboten.
Bekannte Aspekte des laufenden Falls werden mit überraschenden Details ergänzt. In einem aufgezeichneten Telefonat fordert Trump den georgischen Staatssekretär Brad Raffensperger auf, "11.000 Stimmen zu finden". Die Vorwürfe gegen Trumps Team und georgische Republikaner, falsche Wählerlisten erstellt zu haben, um Trumps Sieg fälschlicherweise zu zertifizieren, werden von Trumps Mitangeklagten John Eastman als "Travestie" bezeichnet. Auch wird beleuchtet, wie der Trump-Wahlkampf Zivilisten ins Visier nahm, darunter Wahlhelfer Ruby Freeman und Shaye Moss, die später erfolgreich Trumps Anwalt Rudy Giuliani in einer Verleumdungsklage auf 140 Millionen Dollar verklagten.
Die Dokumentation "Panorama: Trump: A Second Chance?" beleuchtet hingegen die Perspektive der Anhänger Trumps. Sie gewährt dessen Unterstützern Raum, ihre Beweggründe offen darzulegen. Diese zeigen sich politisch desillusioniert und wirtschaftlich benachteiligt und finden in Trumps Rhetorik neue Hoffnung. Akademiker und Politiker reflektieren, warum Trumps populistische Taktiken von den Demokraten unterschätzt werden und welche globale Bedeutung eine zweite Amtszeit hätte.
Mit der bevorstehenden Wahl steht für viele eine Entscheidung bevor, die die USA unwiderruflich verändern könnte. Ob Forderungen nach autoritärer Herrschaft oder dem Erhalt demokratischer Werte im Vordergrund stehen, bleibt zentral. Unterstützer Trumps beschreiben den Wahlkampf als Schlacht zwischen "Licht und Dunkelheit". Die Dokumentationen bieten einen aufschlussreichen, aber auch beunruhigenden Einblick in den paradoxen Status Trumps als Hoffnungsträger einer Bewegung, die ihn trotz aller Skandale als Retter betrachtet.