Die US-Notenbank Federal Reserve steht vor einer erneuten Zinssenkung, während sie gleichzeitig im kommenden Jahr einen vorsichtigeren Ansatz bei weiteren Zinsschnitten verfolgt. Diese Maßnahme erfolgt vor dem Hintergrund zögerlicher Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung und könnte die dritte Senkung in Folge in diesem Jahr bedeuten.
Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve plant, seinen Leitzins um einen Viertelprozentpunkt zu senken, wenn die zweitägige Sitzung am Mittwoch endet, etwa einen Monat bevor Donald Trump seine zweite Amtszeit als Präsident antritt. Dies erfolgt in einem Umfeld, in dem die Entscheidungsträger einen Balanceakt wagen: Zu schnelle Zinssenkungen könnten die Inflation über der 2-Prozent-Marke festsetzen, während ein zu langsames Agieren den Arbeitsmarkt erheblich schwächen könnte.
In Anbetracht der jüngsten Entwicklungen erscheint die US-Wirtschaft stärker und die Inflation höher, was eine gemächlichere Senkung des Zinssatzes nahelegt. Trotzdem glaubt die Fed, dass die aktuellen Zinsniveaus die Nachfrage und damit die Inflation hemmen, und strebt eine "neutrale" geldpolitische Ausrichtung an, die weniger wachstumshemmend ist.
Zudem zeigen neueste Berichte des Verbraucherpreisindex ermutigende Signale, insbesondere die lange erwartete Verlangsamung des Anstiegs der wohnungsbezogenen Kosten. Ein jüngster "Mini-Boom" in der Produktivität der USA, wie es Fed-Veteran John Roberts beschreibt, bietet zusätzlichen Optimismus, dass höhere Löhne und eine starke Wirtschaft mit sinkender Inflation vereinbar sein könnten.
Nach der wahrscheinlichen Abwärtskorrektur am Mittwoch wird der neue Zielbereich für den Federal Funds Rate zwischen 4,25 % und 4,5 % liegen. Doch über das weitere Vorgehen zeigt sich eine unklare Perspektive. Fed-Chef Jay Powell betont, dass die Federal Reserve nicht in Eile ist, die Zinsen zu senken, doch konkrete Informationen zum Tempo fehlen. Die Unsicherheit darüber, wo sich das neutrale Zinsniveau genau befindet, bleibt bestehen.
Esther George, die ehemalige Präsidentin der Kansas City Fed, äußerte Zweifel an der Notwendigkeit weiterer Zinssenkungen und plädierte für eine längere Pause. Aktuelle Prognosen sehen für das kommende Jahr eine weniger aggressive Senkung als zuvor gedacht vor. Im Kontext der erwarteten Politik unter Trump, mit im Wahlkampf angekündigten Zöllen und Regulierungen, sind weitreichende Unsicherheiten zu erwarten.
Ein Großteil der von der Financial Times befragten Ökonomen revidierte ihre Prognosen und erwartet höhere Zinssätze bis Ende 2025. Trumps politische Pläne könnten sowohl die Inflationsdynamik beeinflussen als auch die Aufgaben der Fed verkomplizieren.
Fed-Experte Bill English erwartet daher, dass die Fed diesmal stärker eingeschränkt sein wird, was zu einem noch langsameren Zinsanpassungskurs führen könnte. In der gegenwärtigen Unsicherheit könnte Powell daher am Mittwoch keine klaren Signale hinsichtlich der Zinspolitik geben.