Die Führung der Federal Reserve, angeführt von Vorsitzendem Jerome Powell, lenkt zunehmend den Fokus auf einen vergleichsweise unbekannten Indikator zur Inflationsmessung: die sogenannte "marktbasierte" Inflation. Dieser Indikator schließt verschiedene Dienstleistungen aus, bei denen die Datenerhebung auf Schätzungen angewiesen ist, statt auf reale Preismessungen zurückzugreifen. Diese alternative Betrachtung liefert in den letzten Monaten ein differenziertes Bild der Inflationsentwicklung. Während das bevorzugte Inflationsmaß der Zentralbank im November auf 2,8 % gestiegen ist, blieb die marktorientierte Messung seit Mai relativ stabil bei 2,4 %.
Diese Unterscheidung gewinnt vor dem Hintergrund steigender Renditen von US-Staatsanleihen an Bedeutung. Investoren zweifeln zunehmend an möglichen Zinssenkungen der Fed im Jahr 2025. Die wiederholte Bezugnahme auf die alternative Messgröße könnte jedoch darauf hindeuten, dass die Hürde für eine weitere Lockerung der Geldpolitik geringer ausfallen könnte als bisher angenommen.
Fed-Gouverneur Christopher Waller betonte in einer Rede, dass sich die Inflation 2024 maßgeblich aus steigenden angenommenen Preisen zusammensetze. Solche Schätzungen, insbesondere in Bereichen wie Wohnungsdienstleistungen, seien weniger zuverlässig zur Bestimmung des Angebots- und Nachfragegleichgewichts. Wallers Sichtweise fand in den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der letzten Fed-Sitzung breite Unterstützung unter den politischen Entscheidungsträgern.
Die marktbasierte Variante des Preisindizes für persönliche Konsumausgaben schließt mehrere Posten aus, die von staatlichen Statistikern geschätzt werden müssen. Diese Schätzungen umfassen unter anderem Portfoliomanagement und Anlageberatung, die tendenziell Aktienkurse widerspiegeln. Der jüngste Anstieg der Aktienmärkte hat somit einen zusätzlichen Einfluss auf die Inflationsrate ausgeübt.
Jerome Powell sowie Fed-Gouverneurin Adriana Kugler äußerten in ihren öffentlichen Auftritten, dass insbesondere nicht-marktbasierte Dienstleistungen einen erheblichen Einfluss auf den jüngsten Inflationsanstieg gehabt hätten.