Anleger sind sich nahezu sicher, dass die US-Notenbank Fed in der kommenden Woche die Zinsen um einen Viertelprozentpunkt senken wird. Diese Überzeugung geht allerdings mit wachsender Sorge einher, dass die Zentralbank womöglich einen Fehler macht, indem sie die Geldpolitik lockert, obwohl die Inflation wieder ansteigt.
Ehemalige Fed-Vertreter haben angeregt, diesen Monat eine Pause im Zyklus der Zinssenkungen einzulegen – trotz der Begeisterung des Marktes für eine anhaltende Lockerung. Richard Fisher, ehemaliger Präsident der Dallas Fed, äußerte Bedenken hinsichtlich einer Zinssenkung bei der anstehenden Sitzung des Federal Open Market Committee. Er verwies darauf, dass die Inflation mit 2,7% im November deutlich über dem Zielwert der Fed von 2% liegt.
Das Wirtschaftswachstum zeigt sich laut dem GDPNow-Tracker der Atlanta Fed ebenfalls robust, mit einer geschätzten Wachstumsrate von 3,3% im vierten Quartal. Zudem schaffte der Arbeitsmarkt mehr Arbeitsplätze als erwartet, mit 227.000 neuen Stellen im November.
"Die finanziellen Bedingungen sind derzeit sehr locker. Viel privates Kapital ist im Umlauf", sagte Fisher und plädierte für eine Pause in der Zinspolitik.
Auch Frederic Mishkin, ein weiterer ehemaliger Fed-Gouverneur, äußerte Bedenken. Er warnte, dass das Absenken der Zinsen bei überhöhter Inflation negative wirtschaftliche Erwartungen schüren könnte. Diese ungleiche Balance könnte langfristig eine Stagflation befeuern, bei der das Wachstum stagniert und die Preise hoch bleiben.
Darrell Cronk, Chef-Investmentstratege bei Wells Fargo, sieht in einer möglichen Zinssenkung im Dezember einen potenziellen Fehler. Angesichts starker Unternehmensgewinne sei die aktuelle Politik bereits liberal.