Fed-Zinsentscheid: US-Märkte steigen trotz Zinsänderung

Die Entscheidung der Federal Reserve, den Zinssatz um ein halbes Prozent zu senken, hätte die Märkte in Aufruhr versetzen können, wenn sie die Befürchtungen der Anleger hinsichtlich einer bevorstehenden Konjunkturabkühlung verstärkt hätte. Stattdessen scheint es jedoch, dass Fed-Chef Powell die Investoren davon überzeugt hat, dass die Zinssenkung dazu dient, die Wirtschaft auf Kurs zu halten, anstatt sie zu retten. Infolgedessen stiegen die Aktienmärkte am Donnerstag nach Powells Pressekonferenz deutlich an. „Chair Powell hatte heute eine Aufgabe bei seiner Pressekonferenz nach der FOMC-Sitzung: die Märkte davon zu überzeugen, dass ein Zinssatzschnitt um 50 Basispunkte eine durchdachte politische Anpassung darstellt und kein Zeichen dafür ist, dass die Fed hinter der Kurve liegt,“ schrieb DataTrek-Mitgründer Nicholas Colas in einer Mitteilung an seine Kunden am Mittwochabend. „Er hat dieses Ziel erreicht... Dies ist konsistent mit früheren Märkten in der Mitte des Zyklus, in denen die Aktien weiter steigen können.“ Die Anleger hatten zunehmend eine weiche Landung erwartet, bei der der aggressive Straffungszyklus der Fed endet und die Inflation ohne einen signifikanten Wirtschaftsrückgang auf das angestrebte 2%-Ziel fällt. Am Mittwoch betonte Powell erneut, dass dieses Szenario weiterhin möglich sei. Powell bemerkte, dass die US-Wirtschaft „in guter Verfassung“ sei. Er wies darauf hin, dass die Risiken einer weiteren Abkühlung des Arbeitsmarktes gestiegen seien. Doch die Fed berücksichtigt dies bei ihrer Entscheidung zur Zinssenkung. „Der Arbeitsmarkt befindet sich tatsächlich in einem soliden Zustand,“ sagte er. „Und unser Ziel mit unserer heutigen politischen Maßnahme ist es, ihn dort zu halten.“ Für Colas verändern diese Kommentare wenig am Marktgeschehen. „[Die Fed] Entscheidung ändert eigentlich nicht viel am aktuellen Marktumfeld,“ schrieb Colas. „Wir wissen, dass die Zinssätze sinken. Wir wissen, dass die US-Wirtschaft in einem einigermaßen guten Zustand ist. Wir wissen, dass sich der Arbeitsmarkt abkühlt, aber noch nicht kollabiert. Während die Fed vielleicht etwas ungeschickt darin war, die Märkte auf die heutige Entscheidung vorzubereiten, gehört das nun der Vergangenheit an.“ Citi US-Aktienstratege Scott Chronert beschrieb die Umschichtung in Large-Cap-Tech-Aktien am Donnerstag als „eine Aufholjagd“ in einem Marktbereich, der wahrscheinlich von Zinssenkungen profitieren wird, aber seit dem letzten Rekordhoch des S&P 500 am 16. Juli nicht führend war. Chronert wies darauf hin, dass eine weitere Verschlechterung des Arbeitsmarktes ein wesentliches Risiko für die aktuelle Rally darstellt, da dies potenziell eine Rezession implizieren könnte. Das könnte weiterhin für Unruhe im Handel sorgen, sollte sich die Wirtschaftsdaten negativ entwickeln. „Wir müssen nach wie vor navigieren, ob dies eine weiche Landung ist oder ob noch einige harte Landungsrisiken bestehen,“ sagte Chronert zu Yahoo Finance.