19. September, 2024

Wirtschaft

Fed-Zinsentscheid: Anleger zwischen Soft und Hard Landing

Fed-Zinsentscheid: Anleger zwischen Soft und Hard Landing

Nach vier Jahren ohne Zinssenkung steht die US-Notenbank Federal Reserve kurz davor, am Mittwoch den Leitzins zu senken. In einem Umfeld mit uneinheitlichen Wirtschaftsdaten und gemischten Prognosen wächst die Spannung unter Bond-Investoren.

Vertreter der 'Soft Landing'-Theorie argumentieren, dass schwache US-Daten nicht zwingend eine Rezession voraussagen. 'Hard Landing'-Anhänger hingegen verweisen auf bedenkliche Entwicklungen am Arbeitsmarkt, die einen schweren Abschwung und aggressive Zinssenkungen der Fed erforderlich machen könnten.

Nach Einschätzung von Analysten steht der Fed ein anspruchsvolles Manöver bevor, während sie ihren Zinssenkungskurs startet. Erwartet wird eine Reduzierung des Leitzinses, der seit Juli letzten Jahres im Zielkorridor von 5,25% bis 5,50% liegt.

Die Prognosen schwankten monatelang zwischen 50 und 25 Basispunkten (bps). Laut LSEG-Berechnungen stehen die Chancen auf eine Senkung um 50 bps bei 59%, für 25 bps bei 41%. Für 2024 deutet der Futures-Markt auf etwa 122 bps und rund 250 bps bis September nächsten Jahres hin.

William Dudley, Ex-Präsident der New York Fed, empfohl am Montag in einem Bloomberg-Artikel eine Kürzung um 50 bps, da die Zinsen am kurzen Ende der Kurve noch deutlich über dem neutralen Niveau lägen.

Byron Anderson von Laffer Tengler Investments fügte hinzu: "Der Markt ist definitiv pessimistischer als die Fed. Aber irgendjemand wird sich irren."

Investoren achten auch auf die vierteljährlichen Wirtschaftsprognosen der Fed, einschließlich der „Dot-Plot“-Erwartungen, die Einsichten zu den geplanten Zinssenkungen der Zentralbanker geben. Die Juni-Projektionen deuteten auf etwa 125 bps an Senkungen in 2024 und 2025 hin, könnten aber zurückgefahren werden.

Noah Wise von Allspring Global Investments zeigt sich zuversichtlich, dass die Fed eine sanfte Landung erreichen kann, und sieht den neutralen Zinssatz nicht unter 3% fallen. Jüngste CPI- und PPI-Daten entsprächen den Erwartungen und rechtfertigten keine drastischen Zinssenkungen.

Die Aussicht auf eine sanfte Landung führt zu kurzfristigen Bond-Strategien. Schleppende Wirtschaftsdaten und enge Kreditspreads deuten ebenfalls auf eine solche Entwicklung hin.

Chris Diaz von Brown Advisory sieht jedoch das Risiko eines Hard Landings, gestützt auf einen sich verschlechternden Arbeitsmarkt. Infolge dieser Unsicherheiten haben einige Investoren auf 'Steepener'-Trades zurückgegriffen, was auf eine Zinsstrukturkurven-Optimierung abzielt.

Aktuelle Marktdaten zeigen, dass die US-Zinskurve nach einer längeren Inversion seit neuestem steiler wird. Dies biete Potenzial für weitere Kursgewinne, so Diaz.