19. September, 2024

Wirtschaft

Fed vor Zinswende: Historischer Zinsschnitt nach vier Jahren erwartet

Fed vor Zinswende: Historischer Zinsschnitt nach vier Jahren erwartet

In einem mit Spannung erwarteten Schritt wird die US-Notenbank am Mittwoch erstmals seit vier Jahren die Zinsen senken – ein bedeutendes Ereignis für die größte Volkswirtschaft der Welt.

Je nach Ankündigung könnte diese Maßnahme erhebliche Auswirkungen auf Hypotheken, Kreditkarten und Sparzinsen für Millionen von Menschen in den USA und darüber hinaus haben. Die genaue Reduzierung und das Ausmaß der Zinsrate werden erst mit der offiziellen Bekanntgabe feststehen.

Der Leitzins der Federal Reserve beeinflusst, zu welchen Konditionen Banken Kredite vergeben, sei es für Hypotheken oder anderweitige Schulden wie unbezahlte Kreditkarten. Seit über einem Jahr pendelt dieser Zins um die 5,3%, dem höchsten Stand seit 2001, nachdem er Anfang 2022 fast bei Null lag.

Eine Zinssenkung könnte Kreditnehmern durchaus Erleichterung verschaffen, während Sparer vermutlich geringere Zinsen auf ihre Einlagen erhalten. Hypothekenzinsen in den USA sind bereits leicht gesunken, teilweise in Erwartung dieser Entscheidung.

Nicht nur Amerikaner, auch internationale Märkte werden von dieser Zinsentscheidung beeinflusst. Zentralbanken, deren Währungen an den Dollar gekoppelt sind – wie in Hongkong oder vielen Golfstaaten – werden ebenfalls Auswirkungen spüren. Für internationale Anleger, die am US-Aktienmarkt investiert sind, könnte eine Zinssenkung positive Nachrichten bedeuten.

Niedrigere Zinsen tendieren dazu, Aktienkurse aus zwei Gründen zu unterstützen. Erstens können Unternehmen zu günstigeren Konditionen Kredite aufnehmen und in die Geschäftsentwicklung reinvestieren. Zweitens verlieren Sparkonten und andere konservative Anlageformen an Attraktivität, was Investoren dazu verleitet, verstärkt in Aktien zu investieren.

Im Vergleich zu anderen Zentralbanken hinkt die Fed bei der Zinssenkung hinterher. Europa, Großbritannien, Neuseeland und Kanada sowie verschiedene Schwellenländer haben ihre Zinsen bereits gesenkt.

Die Fed passt ihre Zinspolitik je nach zwei Hauptfaktoren an: Inflation und Beschäftigung. 2022 erhöhte sie die Zinsen drastisch, um die steigenden Verbraucherpreise zu stabilisieren. Ein Anstieg der Zinsen erschwert das Leihen von Geld, wodurch die Ausgaben für Konsumgüter, Immobilien und Geschäftsausstattungen sinken.

Allerdings kann eine rückläufige Nachfrage das Wirtschaftswachstum verlangsamen und gar eine Rezession auslösen, wie die amerikanische Wirtschaft durch frühere Zinssteigerungszyklen erfahren hat. Hinzu kommt, dass die Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren in den USA gestiegen ist.

Während einige Analysten meinen, die Fed hätte die Inflation erfolgreich eingedämmt – jüngst betrug die Preissteigerung 2,5% im August – richten sich die Blicke nun auf den Arbeitsmarkt. Die bevorstehenden Wahlen sollen laut Fed-Chef Jerome Powell keinen Einfluss auf die Entscheidung haben.

Analysten spekulieren, ob die Fed die Zinsen um 0,25 oder gar um 0,5 Prozentpunkte senken wird. Für eine Notenbank, die ihre Schritte gerne im Voraus plant, herrscht eine ungewöhnlich hohe Unsicherheit.

Eine einzelne Zinssenkung, selbst eine umfangreichere, dürfte für gewöhnliche Kreditnehmer vermutlich keine großen Unterschiede machen. Dieser Schritt markiert jedoch möglicherweise den Beginn einer Serie von Maßnahmen, die in den kommenden Jahren zu niedrigeren Kreditkosten führen werden.

Wie niedrig die Zinsen letztlich fallen werden, bleibt abzuwarten.