Die Federal Reserve steht vor einem abermaligen Zinssenkungsbeschluss, dem dritten in Folge, während sie gleichzeitig signalisiert, dass im kommenden Jahr weniger Zinssenkungen auf der Agenda stehen könnten als bisher angenommen. Hintergrund ist die US-amerikanische Wirtschaft, die sich überraschend widerstandsfähig zeigt. Daten der letzten Monate deuten darauf hin, dass die Inflation langsamer zurückgeht als von den Verantwortlichen prognostiziert und der Arbeitsmarkt stabiler bleibt als befürchtet. Diese Entwicklung könnte die Fed veranlassen, die Formulierung ihrer Ergebnisverkündung anzupassen und den zukünftigen Verlauf der Leitzinsen nach oben zu korrigieren. Die Diskussion um den neutralen Zinssatz, also jenen Punkt, an dem die Fed die Wirtschaft weder antreibt noch bremst, gewinnt an Fahrt. Laut Tim Duy, Chefvolkswirt bei SGH Macro Advisors, könnte diese Ungewissheit dazu führen, dass die Fed behutsamer mit weiteren Zinssenkungen umgeht. "Wenn man sich dem oberen Rand dieser Schätzungen nähert, ist es für die Fed sinnvoll, die Lage im konjunkturellen Zyklus umsichtig zu evaluieren", so Duy. Erwartet wird, dass die Fed ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte senkt, sodass dieser in eine Zielspanne von 4,25 % bis 4,5 % fällt. Das wäre immer noch deutlich über dem langfristigen Schätzwert von 2,9 % aus dem September. Anzeichen deuten darauf hin, dass die Schätzungen für diesen Wert in den neuen Prognosen ansteigen könnten, was einige Entscheidungsträger dazu veranlasst, sich für weniger aggressive Zinssenkungen auszusprechen. Dass die Wirtschaft trotz der widrigen Bedingungen floriert, könnte die Fed dazu veranlassen, ihre Wirtschaftsprognosen für 2024 anzupassen, um höheren Inflationsraten, sinkender Arbeitslosigkeit und gesteigertem Wirtschaftswachstum Rechnung zu tragen.