19. September, 2024

Wirtschaft

Fed überrascht mit deutlicher Zinssenkung: Große Schritte in ungewissen Zeiten

Fed überrascht mit deutlicher Zinssenkung: Große Schritte in ungewissen Zeiten

Die US-Notenbank Federal Reserve hat erstmals seit Beginn der Coronavirus-Pandemie den Leitzins gesenkt und plant im Laufe des Jahres weitere Reduktionen. Dies deutet darauf hin, dass die Fed sich bemüht, den wirtschaftlichen Druck zu mildern und gleichzeitig zuversichtlich ist, im Kampf gegen hohe Verbraucherpreise erfolgreich gewesen zu sein. Nahezu optimistische Wirtschaftsprognosen der Zentralbank ergänzen dieses Bild, doch die Entscheidung hat auch politische Wellen geschlagen. Besonders Republikaner Donald Trump zeigte sich wenig begeistert.

Sowohl für US-Unternehmen als auch für Verbraucher dürfte die Zinssenkung von 0,5 Prozentpunkten eine Erleichterung darstellen, da sie Kredite günstiger macht und somit Investitionen fördert und Schuldendienst mindert. Der aktuelle Leitzins liegt nun zwischen 4,75 und 5,00 Prozent. Dennoch könnten jüngste Daten darauf hindeuten, dass der Arbeitsmarkt Anzeichen eines Abschwungs zeigt.

Federal-Reserve-Chef Jerome Powell betonte, dass das Ziel sei, Preisstabilität zu erreichen, ohne die Arbeitslosigkeit stark zu erhöhen. Zudem gebe es derzeit keine Anzeichen einer erhöhten Rezessionsgefahr. Der Zinsschritt sei dennoch bemerkenswert, da im Juni noch ein durchschnittlicher Leitzins von 5,1 Prozent prognostiziert wurde, welcher nun auf 4,4 Prozent gesenkt wurde. Diese Änderung könnte auf weitere signifikante Zinssenkungen hindeuten.

Experten wie Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg sehen in der Fed-Entscheidung eine Reaktion auf den sich abkühlenden Arbeitsmarkt und die immer noch hohe Inflation. Trotzdem bleibt Fed-Chef Powell vorsichtig und erklärte, dass die Inflation nicht als besiegt angesehen werde. Die Teuerungsrate soll im kommenden Jahr durchschnittlich bei 2,1 Prozent liegen, wobei die Kerninflation auf 2,2 Prozent korrigiert wurde.

Michael Heise, Chefökonom bei HQ Trust, betont, dass die Fed die Inflation genau beobachten werde. Der Balanceakt zwischen zu hohen Zinsen, die eine Rezession auslösen könnten, und zu früh gesenkten Zinsen, die die Inflation steigen lassen könnten, bleibt bestehen. Zu Zeiten des Sommers 2022 hatte die Inflationsrate noch die 9-Prozent-Marke überschritten.

Die Zinspolitik der Fed hat auch Einfluss auf den laufenden US-Wahlkampf. Donald Trump kritisiert, die deutliche Zinssenkung deute auf eine schwache Wirtschaft hin oder sei politisch motiviert. US-Präsident Joe Biden hingegen lobte die Entscheidung und sah darin ein Zeichen für eine starke Wirtschaft bei sinkender Inflation. Auch Vizepräsidentin Kamala Harris begrüßte den Schritt im Hinblick auf die Entlastung der Amerikaner.

Fed-Chef Powell betonte letztlich die Unabhängigkeit der Notenbank von politischen Einflüssen. Diese Unabhängigkeit sei entscheidend für eine niedrige Inflationsrate. Die Börsen reagierten indes mit gemischten Gefühlen auf die Zinssenkung, was sich auch im kurzfristigen Kursanstieg des Euros niederschlug.